Am 4. März kündigte der angehende Bundeskanzler Friedrich Merz in einer Pressekonferenz ein umfangreiches Schuldenpaket an. Die Reaktion der Finanzmärkte folgte prompt. Europäische und insbesondere deutsche Aktien stiegen deutlich im Kurs, da Anleger auf neue Wachstumsimpulse hoffen. Gleichzeitig bereitete die Aussicht auf eine steigende Staatsverschuldung den Anleihemärkten Sorgen, was zu einem Rückgang der Preise für Bundesanleihen führte.1 Am 21. März stimmte nach dem Bundestag dann auch der Bundesrat dem Vorschlag zu und machte damit den Weg für das Milliardenpaket frei.
In diesem Artikel erläutern wir, was sich ändert – und was das für Anleger bedeuten könnte.
Die Reformen markieren einen bedeutenden Wandel in der historisch konservativer Ausgabenpolitik, die zuletzt strenge Grenzen für die Bundesschulden vorsah. Jetzt ist der Weg frei für die größte Steigerung der Ausgaben der größten Volkswirtschaft Europas seit mehr als einer Generation.
Das neue Haushaltspaket enthält drei wesentliche Änderungen: einen neuen Infrastruktur-Investitionsfonds mit einem Volumen von 500 Mrd. Euro, eine Ausnahme für Verteidigungsausgaben über 1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von der deutschen Schuldenbremse und eine Anhebung der Obergrenze für die Nettokreditaufnahme durch die Bundesländer von 0 auf 0,35% des BIP.
Die Tabelle unten zeigt, wie sich drei verschiedene Szenarien auf das Wirtschaftswachstum, die Inflation und die Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) auswirken könnten, wenn das deutsche Haushaltsdefizit (der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben) um 1%, 2% oder 3% des BIP steigt.
Hinweis: Mit BIP sind die Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt des Euroraums bis Ende 2025 und 2026 gemeint. Die Inflation bezieht sich auf den erwarteten Verbraucherpreisindex für Ende 2025 und 2026. Beim Leitzins handelt es sich um den erwarteten Einlagenzins der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Ende 2025 und 2026. Das Diagramm zeigt die modellierten Auswirkungen auf die drei Faktoren für drei verschiedene Szenarien einer deutschen Haushaltsausweitung um 1, 2 und 3% der deutschen Wirtschaftsleistung. In der Ausgangslage gehen wir von einem Wirtschaftswachstum von 1,5% aus. Jedes Szenario wurde mit dem Oxford Economics Model modelliert. Das Modell geht von einem fiskalischen Multiplikator von eins aus, d.h. eine Ausweitung des Haushaltdefizits um 1% entspricht einer BIP-Steigerung von 1%.
Quelle: Berechnungen von Vanguard, auf Grundlage von Daten von Bloomberg und Oxford Economics.
Durch die Haushaltsreform werden Milliarden Euro an staatlichen Ausgaben fließen, die die seit mehr als zwei Jahren schrumpfende deutsche Wirtschaft ankurbeln könnten. Finanziert würden diese Ausgaben durch eine erhebliche Ausweitung der Staatsschulden.
In die Prognosen der Europäischen Zentralbank vom März schafften es Haushaltspläne von CDU, CSU und SPD nicht mehr. Ihren Leitzins senkte die EZB auf 2,5%. In ihrer Erklärung gab sich die EZB zurückhaltend und nannte hohe Unsicherheit sowie hohe Staatsausgaben als Risiken für die Konjunkturaussichten des Euroraums. Im Ergebnis könnte dies nach unserer Einschätzung dazu führen, dass die EZB ihre Rhetorik um weitere Zinssenkungen aufweicht.
Unsicherheit besteht weiterhin in Bezug auf die Umsetzung und den Zeitplan, insbesondere bei den Verteidigungsausgaben. In einem realistischen Basisszenario würde das deutsche Haushaltsdefizit in den kommenden zwei Jahren um 1,5% der deutschen Wirtschaftsleistung ansteigen und der Wirtschaft des Euroraums einen Wachstumsschub von 0,4 bis 0,5 Prozentpunkten geben. Höheres Wachstum könnte zudem die EZB dazu veranlassen, im laufenden Jahr auf ein bis zwei Zinssenkungen zu verzichten.
Ein deutlicher Anstieg der US-Zölle könnte unsere Prognosen jedoch noch grundlegend verändern. Unsere Berechnungen deuten darauf hin, dass US-Einfuhrzölle auf EU-Güter in Höhe von 25% die erwarteten Gewinne aus der deutschen Haushaltsausweitung sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr zunichtemachen könnten, sollten sie für längere Zeit Bestand haben.
Die geplante Haushaltsausweitung bedeutet einen Umbruch für Deutschland, und auch einen Wendepunkt für Europa. Nicht nur das Wachstum könnte noch in diesem Jahr wieder anspringen, die deutschen Haushaltspläne könnten auch eine Phase besserer Renditen am Aktienmarkt einläuten. An den Anleihemärkten könnten die Reformen in den kommenden Monaten eher für Turbulenzen sorgen.
Für Anleger ist es wichtig zu bedenken, dass die USA derzeit mit mehreren Ländern über Zölle verhandeln. Das führt zu Unsicherheit und könnte zu stärkeren Schwankungen der Aktienkurse in den kommenden Wochen und Monaten führen.
Eine breite Risikostreuung ist und bleibt wichtig für den Anlageerfolg. Wer die richtige Mischung aus Aktien und Anleihen für sich findet und Investitionen auf verschiedene Branchen und Regionen der Welt streut, kann seine Geldanlage vor allzu starken Kursrückgängen schützen und gleichzeitig von der Entwicklung der erfolgreichsten Unternehmen profitieren.
1 Anleihen sind eine Art Darlehen, das von Regierungen oder Unternehmen ausgegeben wird. Anleihen bieten in der Regel einen festen Zinssatz. Das Kapital wird am Ende der Laufzeit zurückgezahlt.
Dies ist eine Marketingmitteilung.
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