Wer in ETFs investieren will, hat die Qual der Wahl. Im Jahr 2023 gab es weltweit über 10.000 ETFs1, allein in Deutschland können Anleger:innen aus mehr als 2.0002 verschiedenen Produkten wählen. Bei besonders beliebten Indizes gibt es häufig mehrere Anbieter, die einen passenden ETF anbieten. Zum US-Index S&P 500 beispielsweise sind in Deutschland 27 verschiedene ETFs handelbar3. Theoretisch sollten sie alle die gleiche Wertentwicklung liefern, sie bilden schließlich den gleichen Index nach und investieren damit in die gleichen Wertpapiere. Und tatsächlich ist die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index auch der Faktor, der die Performance eines ETFs maßgeblich bestimmt.
Aber: Der Anlageerfolg verschiedener ETFs auf denselben Index kann sich deutlich unterscheiden. Der Grund sind die Kosten, die die Wertentwicklung von ETFs schmälern. Jeder zusätzliche Euro an Kosten geht zulasten der Rendite – ein Faktor, den Anleger:innen selbst beeinflussen können. Deshalb legt Vanguard großen Wert auf niedrige Kosten.
Viele Anleger:innen vergleichen die Total Expense Ratio (TER) mehrerer ETFs, wenn sie nach einem für sie passenden Produkt suchen. Doch dabei übersehen sie oft einen entscheidenden Punkt: Zusätzlich zur TER fallen noch viele weitere Kosten an. Deshalb sind zwei Punkte für Anleger:innen wichtig, wenn sie ihren Anlageerfolg optimieren wollen:
- Sie sollten die verschiedenen Kostenarten von ETFs kennen und verstehen.
- Sie sollten zusätzlich zur TER auch auf andere Kennzahlen schauen, die die Gesamtkosten eines ETFs beeinflussen. Alle Kosten zusammengerechnet werden als Total Costs of Ownership (TCO) bezeichnet.
Ausgaben mit einer niedrigen Gesamtkostenquote senken
Startpunkt des Kosten-Vergleichs kann die Total Expense Ratio (TER) sein. Diese Kennzahl umfasst Kosten, die ein Vermögensverwalter Anleger:innen für den ETF berechnet. Dazu gehören Verwaltungs-, Lizenz- und Depotbankgebühren sowie Marketing- und Vertriebskosten. Die TER wird in Prozent angegeben, Anleger:innen finden die Kennzahl entweder auf dem Factsheet des ETFs oder auf der Produktseite.
Eine niedrige TER zahlt sich besonders bei einem langen Anlagehorizont aus. Bei S&P-500-ETFs beispielsweise liegt die TER je nach Anbieter zwischen 0,03 und 0,20 Prozent4. Angenommen, jemand legt 10.000 Euro für zwei Jahre an und der Index legt um jeweils 8 Prozent pro Jahr zu, dann läge der Gewinn bei einer TER von 0,03 Prozent um rund 37 Euro höher als bei einer TER von 0,20 Prozent. Investiert derjenige den gleichen Betrag für zehn Jahre (10.000 Euro, 8 Prozent Rendite jährlich), hat sich die Differenz schon auf 337 Euro erhöht.
Günstig einkaufen mit einem niedrigen Spread
Ein zweiter Faktor dafür, wie viel vom Anlageerfolg erhalten bleibt, ist die Handelsspanne, auf Englisch Spread genannt. Wertpapiere – also auch ETF-Anteilsscheine – haben an der Börse immer zwei Kurse. Es gibt den Briefkurs, zu dem Anleger:innen ein Wertpapier kaufen können. Und es gibt den Geldkurs, zu dem sie das gleiche Wertpapier verkaufen können. Die Differenz zwischen beiden Werten ist besagter Spread.
Die Höhe des Spread hängt vor allem vom Handelsvolumen ab. Werden die Anteile eines ETFs in großem Volumen gehandelt, ist der Spread niedrig. Ist das Handelsvolumen gering, ist der Spread hoch. Um möglichst wenig Geld zu verlieren und dadurch den Anlageerfolg zu schmälern, sollten Anleger:innen also darauf achten, dass ein ETF ein möglichst großes Fondsvolumen hat. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass das Handelsvolumen hoch ist und damit der Spread niedrig.
Ein hoher Spread kann auch entstehen, wenn ein ETF besonders volatil ist, sein Kurs also stark schwankt. Das ist oft der Fall, wenn sich die Kurse der im ETF enthalten Wertpapiere stark bewegen. Bei ETFs beschränkt sich der Spread in der Regel auf niedrige Centbeträge. Trotzdem kann auch das die Wertentwicklung beeinflussen – vor allem bei kurzfristiger Haltedauer. Deshalb gilt: Der Blick auf den Spread ist besonders wichtig, wenn Anleger:innen häufig ETF-Anteile kaufen und verkaufen.
Schwankungen vermeiden mit dem Tracking Error
Die dritte wichtige Kennzahl ist der Tracking Error. Er gibt an, wie sehr die Wertentwicklung eines ETFs von der Benchmark, also dem jeweiligen Index, abweicht. Ein hoher Tracking Error kann beispielsweise nach einem Index-Rebalancing entstehen, wenn ein Index neue Aktien aufnimmt, andere entfernt oder sie neu gewichtet. Zusätzlich können Transaktionskosten den Tracking Error erhöhen. Manchmal halten ETFs nach Dividendenausschüttungen auch Barbestände, die damit Abweichungen zum Index auslösen.
Anleger:innen finden den Tracking Error auf dem Factsheet eines Fonds sowie auf der Produktseite. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Tracking Error eines ETFs ist, desto geringer ist das Risiko, dass der Anlageerfolg dadurch geschmälert wird. Ein niedriger Tracking Error reduziert die Unsicherheit im Portfolio, weil der Fonds effektiv das tut, was er soll.
Externe Kosten berücksichtigen
Neben der TER, dem Spread und dem Tracking Error gibt es noch weitere Faktoren, die die Total Costs of Ownership beeinflussen. Dazu gehören etwa die Transaktionskosten, die der Broker von Anleger:innen für Käufe und Verkäufe erhebt, außerdem Steuern auf Kapitalerträge. Diese Kosten variieren zwar nicht zwischen verschiedenen ETF-Anbietern, fließen aber mit in die Total Costs of Ownership ein.
Langfristig günstig anlegen
Der Blick auf die verschiedenen Kostenarten und die Total Costs of Ownership ist komplizierter als der alleinige Blick auf die TER. Doch der Aufwand kann sich für Anleger:innen lohnen. Denn: Wer alle Kostenarten kennt und im Blick hat, optimiert so den eigenen Anlageerfolg. Und das zahlt sich aus. Selbst vermeintlich kleine Ersparnisse können die Wertentwickelung langfristig erheblich verbessern.