• Die höheren Ausgangsrenditen haben das Risiko-/Renditeprofil von Anleihen auf Jahre hinaus aufgewertet.

• Kuponzahlungen tragen heute mehr zur Gesamtrendite von Anleihen bei und sollten gleichzeitig vor Verlusten schützen, falls steigende Zinsen die Anleihekurse drücken.

• Auch 2025 sollten die Zinsen weiter fallen. Wir rechnen zwar nicht mit deutlichen Kursgewinnen durch fallende Renditen, dafür aber mit soliden laufenden Erträgen, die für globale Anleihen sprechen. 

In unserem Wirtschafts- und Marktausblick 2025 erläutern wir, warum höhere Effektivzinsen die Grundlage für solide Anleiherenditen in den kommenden zehn Jahren bilden sollten. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie höhere Kuponerträge das Risiko-/Renditeprofil von Anleihen in diesem und in den kommenden Jahren verbessern.

Nachdem die Inflation in den Industrieländern in den zwei Jahren zuvor deutlich gesunken war, leiteten die Zentralbanken 2024 einen Zinssenkungszyklus ein, der sich in diesem Jahr fortsetzen dürfte.

Im Euroraum, in Großbritannien und in den USA sind derweil die relativ hohen Effektivzinsen langfristiger Staatsanleihen seit Ende 2022 nur wenig zurückgegangen. Trotz höherer Volatilität – bedingt durch vorübergehende Rückschläge in der Inflationsbekämpfung und die durch die Wahlen in den USA und in Frankreich ausgelöste Unsicherheit – warfen globale Anleihen im Jahr 2024 zum zweiten Mal in Folge positive Renditen ab.1

Die höheren Ausgangsrenditen haben das Risiko-/Renditeprofil von Anleihen aufgewertet. Kuponzahlungen tragen heute mehr zur Gesamtrendite von Anleihen bei und sollten gleichzeitig vor Verlusten schützen, falls die Zinsen steigen und die Anleihekurse fallen sollten. 

Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass globale Anleihen² in diesem Jahr positive Gesamtrenditen erzielen werden, auf 75%. Das Risiko einer negativen Gesamtrendite ist deutlich niedriger und würde wohl nur dann eintreten, wenn die Renditen so stark ansteigen, dass die Kapitalverluste die höheren Erträge aus den höheren Kuponzahlungen übersteigen. Dank dieser „Kuponmauer“ sollten die Erträge aus Anleihen hoch genug sein, um selbst bei moderaten Zinserhöhungen und den damit verbundenen Kursrückgängen eine positive Gesamtrendite zu gewährleisten.

Dies war vor drei Jahren, als der globale Zinserhöhungszyklus begann und Anleihen nur sehr dürftige Effektivzinsen abwarfen, nicht der Fall. Selbst ein im Vergleich zum Jahr 2022 moderater Anstieg der Effektivzinsen hätte damals negative Anleiherenditen zur Folge gehabt.

Besseres Risiko-/Renditeprofil seit Beginn des Zinserhöhungszyklus

Wahrscheinlichkeit positiver (und negativer) Renditen globaler Anleihen: 2024 und 2021

Jegliche Prognosen sollten als hypothetischer Natur betrachtet werden und spiegeln keine zukünftigen Ergebnisse wider bzw. garantieren diese nicht.

Anmerkungen: Das Diagramm beruht auf der Verteilung der Kurs- und Ertragsprognosen des Vanguard Capital Markets Model (VCMM) für den Bloomberg Global Aggregate Bond Index Euro Hedged. Die Prognosen sind nach positiven Kursrenditen (sinkende Zinsen) und zwei Szenarien mit negativen Kursrenditen (steigende Zinssätze) geordnet. In einem Szenario gleichen die Erträge aus den Kupons die Kursverluste aus (positive Gesamtrenditen), in dem anderen nicht (negative Gesamtrenditen). Die Balken geben den Anteil der Simulationen an, die in jede dieser drei Kategorien fallen.

Quelle: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von Bloomberg; Stand: 31. Mai 2021 und 8. November 2024.

WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem VCCM generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlageergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlageergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Ergebnisse des Modells können mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren.

Anleihen – eine Assetklasse für jede Wetterlage

In den Industrieländern erwarten wir in den kommenden zehn Jahren anhaltend hohe Renditen, zumal sich die Ära positiver Realzinsen fortsetzen dürfte und auch der Neutralzinssatz³ höher ist als noch in den Zehnerjahren. Aus diesem Grund rechnen wir zwar nicht mit deutlichen Kursgewinnen durch fallende Renditen, dafür aber mit soliden laufenden Erträgen, die für globale Anleihen sprechen. 

Die kurzfristigen Risiken für unseren Ausblick hängen von der globalen Wachstums- und Inflationsentwicklung ab: Sollte ein erheblicher Nachfragerückgang, begleitet von fallenden Aktienkursen, eine Rückkehr zu expansiver Geldpolitik und sinkenden Zinsen auslösen, wären Anleihen ein sinnvolles Instrument zur Absicherung eines Multi-Asset-Portfolios.

Falls die Inflation dagegen wieder anzieht, dürften die Anleiherenditen entlang der gesamten Kurve steigen. Die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen würde in diesem Szenario ins Plus drehen, da Anlegerinnen und Anleger eine höhere Risikoprämie verlangen würden. Bei einem ausreichend langen Zeithorizont würden die Kuponzahlungen von Anleihen jedoch irgendwann etwaige kurzfristige Kapitalverluste ausgleichen, sodass jeder Anstieg der Effektivzinsen die Gesamtrendite von Anleihen langfristig verbessern würde.

Unternehmensanleihen: robuste Fundamentaldaten, knappe Risikoaufschläge

Die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen liegen aktuell nur knapp über dem niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre⁴ und sind 2024 weiter zurückgegangen. Kurzfristige wirtschaftliche Risiken könnten einen Anstieg der Spreads auslösen, Unternehmensanleihen würden dann im Wert sinken. Bei anhaltend robuster Konjunktur könnten die knappen Risikoaufschläge dagegen für einige Zeit bestehen bleiben.

Trotz knapper Spreads ist eine positive Entwicklung an den Unternehmensanleihemärkten keineswegs ausgeschlossen. Für einen weiteren Rückgang der Risikoaufschläge gibt es zwar wenig Spielraum, doch die Gesamtrenditen sind immer noch hoch und die Prognosen für die Fundamentaldaten der Emittenten weiterhin positiv.

Wegen des Renditeaufschlags gegenüber Staatsanleihen und ihrer geringen Korrelation mit anderen Assetklassen spielen Unternehmensanleihen aus unserer Sicht eine wichtige Rolle in einem Portfolio. Grundsätzlich erwarten wir für Unternehmensanleihen höhere Renditen als für Staatsanleihen und eine geringere Volatilität als für Aktien.

Ein optimistischerer Ausblick für die Anleihemärkte 

Wegen der guten Prognosen für die Anleihemärkte gilt weiterhin: Anleihen sind wieder attraktiv. In diesem Umfeld höherer Zinsen – das nach unserer Einschätzung Bestand haben dürfte – erwarten wir langfristige Anleiherenditen in etwa auf Niveau der frühen Nullerjahre. Der Unterschied: Für Rendite dürften weniger steigende Kurse sorgen als vielmehr höhere Kuponzahlungen, die zu höheren Zinsen reinvestiert werden können.

Unsere aktuellen Renditeprognosen für Gesamtanleihen, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen sind weiterhin solide, allerdings niedriger als in unserem letztjährigen Wirtschafts- und Marktausblick. Im Euroraum haben die Zinsen ihren Höchststand im Herbst 2023 erreicht, im letzten Quartal desselben Jahres kam es zu einer Kursrallye an den Anleihemärkten. Das Ergebnis waren robuste Renditen im Jahr 2023, aber auch sinkende Effektivzinsen, weshalb die Renditen langfristig etwas niedriger ausfallen dürften.

Für Euroraum-Anleihen sowie für währungsgesicherte globale Anleihen (ohne Euroraum-Anleihen) erwarten wir in den kommenden zehn Jahren annualisierte Renditen von rund 2,7 bzw. 2,8%; unsere Renditeprognosen für deutsche und globale Staatsanleihen (2,3 bzw. 2,5%) sind etwas gesunken, unsere Prognosen für Euroraum- und globale Unternehmensanleihen (3,3 bzw. 3,2%) sowie für Staatsanleihen aus Schwellenländern (3,4%) dagegen geringfügig gestiegen, allerdings sind diese Prognosen mit größerer Unsicherheit behaftet.

Annualisierte 10-Jahres-Renditeprognosen für Anleihen

Jegliche Prognosen sollten als hypothetischer Natur betrachtet werden und spiegeln keine zukünftigen Ergebnisse wider bzw. garantieren diese nicht.

Anmerkungen:  Diese Diese Prognosen beruhen auf der Verteilung von 10.000 VCMM-Simulationen der nominalen, annualisierten 10-Jahres-Renditen in EUR der hier abgebildeten Vermögenswerte. Die Medianvolatilität entspricht dem 50. Perzentil der Verteilung der annualisierten Standardabweichungen der Assetklassenrenditen. Median der annualisierten 10-Jahres-Nominalrenditeprognosen per Ende des vergangenen Jahres (braune Balken). In den Renditen einzelner Assetklassen sind weder die Verwaltungsgebühren und -kosten noch die Auswirkungen von Steuern enthalten. In den Erträgen sind reinvestierte Erträge und Kapitalgewinne enthalten. Die Indizes werden nicht verwaltet, Anlegerinnen und Anleger können nicht direkt in einen Index investieren. Die einzelnen Assetklassen werden durch folgende Benchmarks dargestellt: Anleihen Euroraum: Bloomberg Euro-Aggregate Index; Anleihen Welt ohne Euroraum: Bloomberg Global Aggregate ex-Euro Index Euro Hedged; Staatsanleihen Deutschland: Bloomberg Germany Treasury Index; Staatsanleihen Welt: Bloomberg Global Treasury Index Euro Hedged; Unternehmensanleihen Euroraum: Bloomberg Euro-Aggregate—Credit Index; Unternehmensanleihen Welt: Bloomberg Global Aggregate—Corporates Euro Hedged; Staatsanleihen Schwellenländer: Bloomberg Emerging Markets USD Sovereign Bond Index—10% Country Capped Euro Hedged.

Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von Refinitiv; Stand: 8. November 2024.

WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem VCCM generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlageergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlageergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Ergebnisse des Modells können mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren.

¹ Der Bloomberg Global Aggregate Index Euro Hedged warf zwischen dem 31. Dezember 2023 und dem 31. Dezember 2024 eine Rendite von 1,7% ab.

² Globale Anleihen werden dargestellt durch den Bloomberg Global Aggregate Index Euro Hedged.

³ Der neutrale Zinssatz ist der Gleichgewichtszinssatz, der die Wirtschaft oder Finanzmärkte weder stimuliert noch bremst.

⁴ Im November 2024 fielen die optionsbereinigten Spreads (OAS) des Bloomberg US Credit Index und des Bloomberg US Corporate High Yield Index auf den niedrigsten Stand seit 2008.