In den letzten Jahren haben viele Anlegerinnen und Anleger ihr Geld lieber auf ein Sparkonto eingezahlt, als es in Anleihen zu investieren. Dazu veranlasst haben sie auch die Zinserhöhungen Zentralbanken ab 2022.
Zwar konnten sie mit Bargeld in den letzten Jahren die Kursschwankungen an den Anleihenmärkten vermeiden, doch die nahe Zukunft könnte beispielhaft deutlich machen, dass sich „Spielregeln“ ändern können.
Da die Zinsen ihren Höchststand inzwischen erreicht haben und in vielen Märkten Zinssenkungen bevorstehen, sollten Anlegerinnen und Anleger ihre Bargeldallokationen überdenken und gleichzeitig die Laufzeitenstruktur ihres Anleihenportfolios unter die Lupe nehmen.
Mit Anleihen können Anlegerinnen und Anleger aktuell hohe Renditen abschöpfen und gleichzeitig ihr Portfolio so ausrichten, dass sie bei möglichen Zinssenkungen (die zu steigenden Kursen an den Anleihenmärkten führen dürften) Kapitalgewinne erzielen können.
Wer dagegen weiterhin auf Bargeld setzt, lässt sich nicht nur mögliche Kursgewinne entgehen, wenn die Zinsen tatsächlich sinken, sondern müsste wahrscheinlich auch zusehen, wie die Sparzinsen sinken, denn die folgen in der Regel dem Leitzinskurs.
Zum Teil erscheint Bargeld auch deshalb so attraktiv, weil es im Vergleich zu Anleihen relativ stabil ist, schließlich waren die Kurse an den Anleihenmärkten in den letzten Jahren äußerst volatil und sind zuletzt zu Beginn dieses Jahres deutlich gesunken.
Der Grund für die Kurskorrektur zu Jahresbeginn, die auf eine Kursrallye Ende 2023 folgte, waren die Zinsprognosen: Die Märkte hatten bereits zu Beginn dieses Jahres sinkende Zinsen erwartet, weshalb der November und Dezember 2023 an den Anleihenmärkten der renditestärkste 2-Monats-Zeitraum seit der Finanzkrise war.1
Die Trendwende kam in Januar: Vanguard geht schon seit Langem davon aus, dass Zinssenkungen in Großbritannien und in Europa in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlicher sind, und zu Beginn dieses Jahres schwenkten auch die Märkte auf diesen Kurs ein.
Doch trotz der Turbulenzen, die wir auch in diesem Jahr gesehen haben, sollte man nicht vergessen, dass Zinssenkungen immer noch in Aussicht stehen – nur nicht in dem Tempo und Umfang, wie es die Anleihenmärkte ursprünglich erwartet hatten. Anleihen werfen nach wie vor hohe laufende Erträge ab, mögliche Zinssenkungen sprechen zudem für hohes Total-Return-Potenzial.
Bisweilen hilft ein Blick zurück, und blickt man auf frühere Zinserhöhungszyklen, so erkennt man, dass Anleihen nach dem Zinshöchststand meist höhere Renditen abgeworfen haben als Bargeld.2
Die nach wie vor invertierte Zinskurve und hohe Sparzinsen könnte einige Kundinnen und Kunden überzeugen, dass Abwarten die richtige Entscheidung ist. Eine risikolose Entscheidung ist dies gleichwohl nicht, denn wenn die Zentralbanken die Leitzinsen erst einmal senken, dann folgen in der Regel auch die Sparzinsen. Wenn Kundinnen und Kunden den richtigen Zeitpunkt verpassen, müssen sie zukünftig womöglich sehr viel niedrigere Renditen in Kauf nehmen, zudem könnten sie sich Kapitalgewinne aus aus einem diversifizierten längerfristigen Anleihen Portfolio entgehen lassen, die bei sinkenden Zinsen oft deutlich an Wert gewinnen.
Und selbst wenn die Anfangsrendite für Bargeld höher ist als für Anleihen, bedeutet das auch kurzfristig nicht zwangsläufig höhere Renditen. Im Jahr 2023 beispielsweise warfen globale Anleihen in genau diesem Szenario höhere Renditen ab als Bargeld,3 weil steigende Kurse an den Anleihenmärkten Ende 2023 zu höheren Gesamtrenditen führten.
In einem aktuellen Artikel haben wir erläutert, warum längerfristige Staatsanleihen im Verhältnis zu ihrem Laufzeitrisiko aufgrund der invertierten Zinskurve aktuell womöglich nicht immer attraktiv verzinst sind.
Ein global diversifiziertes Anleihenportfolio mit einem mittelfristigen Duration-Profil, das sich zwischen dem langen und dem kurzen Ende der Renditekurve bewegt, stellt aus unserer Sicht ein gutes Gleichgewicht zwischen Risiko und Rendite dar und ist daher sowohl für steigende als auch für fallende Zinsen gut aufgestellt.
Der Bloomberg Euro Government Bond Index hat beispielsweise eine Duration von 7,2 Jahren. Das bedeutet, dass der Kurs des Index bei einem plötzlichen Anstieg der Zinssätze um einen Prozentpunkt um rund 7,2% zurückgehen würde. Mit einer Rendite von 3,2%4 kann die höhere Zinskomponente des Index jedoch sinkende Anleihenkurse zum Teil ausgleichen, sodass der Verlust in diesem Szenario bei lediglich 3,9% läge.5
Sollten die Zinssätze hingegen um einen Prozentpunkt sinken, könnte das Portfolio Kursgewinne von rund 10,4% verzeichnen und damit die Gesamtrendite eines Anleiheportfolios deutlich ankurbeln.6
Globale Anleihen: Renditepotenzial und Verlustbegrenzung
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können. Dieses Szenario unterstellt Zinsänderungen jeweils zu Beginn des Zeitraums und vor der Wiederanlage von Dividenden und berücksichtigt keine Konvexität. Diese Illustration ist hypothetisch und stellt weder die Rendite einer bestimmten Anlage dar. Renditen sind nicht garantiert.
Anmerkungen: Als Näherungswerte werden folgende Indizes (in Klammern) verwendet: Investment-Grade-Anleihen Euroraum (Bloomberg EUR Non-Government Float Adjusted Bond Index mit einer Duration von 5,2 Jahren und einer Rendite bis zur Fälligkeit von 3,7%); Staatsanleihen Euroraum (Bloomberg Euro Government Float Adjusted Bond Index mit einer Duration von 7,1 Jahren und einer Rendite bis zur Fälligkeit von 3,2%).
Quelle: Bloomberg, mit Berechnungen von Vanguard. Berechnungen in EUR; Stand: 31. Mai 2024.
Für die meisten Kundinnen und Kunden ist es sinnvoll, überschüssige Bargeldreserven in ein diversifiziertes Portfolio aus risikoarmen Anleihen verschiedener Laufzeiten umzuschichten.
Natürlich empfiehlt es sich immer, die Portfolio-Duration auf den ungefähren Anlagehorizont der Kundin oder des Kunden abzustimmen. Für Kundinnen und Kunden, die innerhalb der nächsten zwölf Monate über ihr Geld verfügen wollen, ist ein Sparkonto nach wie vor die richtige Lösung. Bei einem längeren Zeithorizont kann ein diversifiziertes und risikoarmes Anleihenportfolio jedoch hohe risikobereinigte Renditen abwerfen, die zur Umsetzung längerfristiger Ziele beitragen können.
1 Quelle: Vanguard.
2 Quelle: Vanguard. Zwischen 2000 und 2024.
3 In den 12 Monaten vom 31. Dezember 2022 bis zum 31. Dezember 2023 übertraf der Bloomberg Euro Government Float Adjusted Bond Index (EUR Hedged) den Barclays Benchmark Overnight EUR Cash Index um 1,36%. Quelle: Vanguard und Bloomberg.
4 Quelle: Vanguard und Bloomberg; Berechnung auf Grundlage des Bloomberg Euro Government Float Adjusted Bond Index (EUR Hedged) per 12. Juni 2024. „Rendite“ bezeichnet den Yield-to-Worst des Index, also die niedrigste potenzielle jährliche Rendite unter allen möglichen Optionsszenarien, die Anlegerinnen und Anleger mit der Anleihe erzielen können, wenn sie diese bis zu ihrer Fälligkeit halten.
5 Quelle: Vanguard und Bloomberg. Berechnung auf Grundlage hypothetischer Zins- und Renditeszenarien für den Bloomberg Euro Government Bond Index (EUR Hedged); Stand: 12. Juni 2024. Berechnungen in EUR.
6 Quelle: Vanguard und Bloomberg. Berechnung auf Grundlage hypothetischer Renditeszenarien für den Bloomberg Euro Government Bond Index (EUR Hedged); Stand: 12. Juni 2024. Berechnungen in EUR.
Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken
Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.
Die frühere Wertentwicklung gibt keinen verlässlichen Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Die simulierte frühere Wertentwicklung gibt keine verlässlichen Hinweise auf zukünftige Ergebnisse.
Fonds, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren, bergen das Risiko eines Zahlungsausfalls bei Rückzahlungen und einer Beeinträchtigung des Kapitalwerts Ihrer Investition. Außerdem kann das Ertragsniveau schwanken. Änderungen der Zinssätze haben wahrscheinlich Auswirkungen auf den Kapitalwert von festverzinslichen Wertpapieren. Unternehmensanleihen können höhere Erträge abwerfen, bergen aber auch ein höheres Kreditrisiko. Dadurch steigt das Risiko eines Zahlungsausfalls bei Rückzahlungen und einer Beeinträchtigung des Kapitalwerts Ihrer Investition. Das Ertragsniveau kann schwanken und Änderungen der Zinssätze haben wahrscheinlich Auswirkungen auf den Kapitalwert von Anleihen.
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