• Der US-Aktienmarkt hat den Rest der Welt in den vergangenen Jahren abgehängt und damit Zweifel an den Vorteilen globaler Diversifizierung genährt – zu Unrecht.
  • Die einzige Gewissheit in der Vermögensanlage ist, dass Gewinne in einem Marktsegment Verluste in anderen Marktsegmenten ausgleichen können.
  • Diversifizierung ist in jedem Marktumfeld und zu jeder Zeit sinnvoll; doch heute, wo die meisten Indikatoren eine Überbewertung von US-Aktien anzeigen, ist breite Streuung womöglich besonders wichtig.

„Diversifizierung ist keine Versicherung, sie garantiert weder Gewinne noch schützt sie sicher vor Verlusten. Aber Diversifizierung kann Risiken mindern und Extreme vermeiden.“

Roger Aliaga-Diaz, PhD

Vanguard Global Head of Portfolio Construction und Chief Economist, Americas

Stellen Sie sich vor, Sie hätten über mehrere Jahre in Aktien investiert und dabei immer darauf geachtet, dass Ihr Portfolio global diversifiziert ist. Vielleicht würde Ihnen das heute leidtun, denn mit einem global diversifizierten Portfolio hätten Sie in den zehn Jahren bis Ende 2024 „nur“ eine Rendite von 6% pro Jahr erzielt. Aus €100 wären so €75 geworden. Hätten Sie denselben Betrag dagegen in US-Aktien investiert, wäre Ihr Portfolio am Ende mehr als das Doppelte wert gewesen: €364, was einer jährlichen Rendite von 14% pro Jahr entspricht.1 Betrachtet man diese Differenz, können schnell Zweifel an den Vorteilen globaler Diversifizierung wachsen.

Folgt man jedoch dieser Logik, stellt sich bald die Frage, warum nur globale Diversifizierung falsch sein sollte – schließlich könnte man eine ähnliche Rechnung für jeden Grad der Portfoliodiversifizierung aufmachen. Warum soll man, wenn man sich die Marktentwicklung bis zum 31. Dezember 2024 anschaut, in den gesamten US-Aktienmarkt investieren, wenn doch mit Growth-Aktien aus den ursprünglich investierten €100 nicht €364, sondern sogar €513 geworden wären? Warum also überhaupt in Value-Aktien investieren?

Wenn man noch einen Schritt weiter geht, stellt man fest, das IT-Aktien 1,4-mal höhere Renditen abgeworfen haben als Growth-Aktien. Sollte man daher nicht die schwächeren Growth-Segmente einfach aussortieren? Die Glorreichen 7 wiederum haben den IT-Sektor um das 6,8-fache übertroffen.2 So landet man am Ende bei einer einzigen Aktie, Nvidia, die eine 6,3-mal höhere Rendite abgeworfen hat als die Glorreichen 7 zusammen. 

Irgendeine Aktie ist immer besser

Das Bild zeigt anhand von fünf Liniendiagrammen das Wachstum eines hypothetischen Investments mit einem Anfangswert von 100 EUR über 10 Jahre, das aus verschiedenen Aktienklassen und Einzelaktien besteht.  Das erste Diagramm vergleicht den US-Aktienmarkt mit dem globalen Aktienmarkt ohne die USA. Beide stehen Anfang 2015 bei 100 Euro. Bis Ende 2024 steigen US-Aktien auf 364 Euro, globale ohne US-Aktien erreichen 175 Euro. Das zweite Diagramm vergleicht den US-Aktienmarkt mit US-Growth-Aktien. Growth-Aktien steigen bis Ende 2024 auf 513 Euro, der US-Aktienmarkt dagegen auf 364 Euro. Das dritte Diagramm vergleicht US-IT-Aktien mit dem US-Growth-Index. IT-Aktien erreichen 713 Euro, Growth-Aktien dagegen 513 Euro. Das vierte Diagramm vergleicht die Wertentwicklung der zu den „Glorreichen 7“ gehörenden US-Technologie-Unternehmen mit der Wertentwicklung des US-amerikanischen IT-Sektors. Die Glorreichen 7 erreichen 4.834 Euro, der IT-Sektor dagegen 713 Euro. Das letzte Diagramm vergleicht die Wertentwicklung von Nvidia, einer der Glorreichen-7-Aktien, mit der Wertentwicklung aller Glorreichen 7 insgesamt. Nvidia steigt bis 2024 auf 30.503 Euro, die Glorreichen 7 dagegen auf 4.834 Euro.

Anmerkungen: Die Grafiken zeigen den finalen Wert einer hypothetischen Investition von 100 Euro in die relevanten MSCI-Indizes bzw. in Einzelaktien in EUR für den 10-Jahres-Zeitraum bis zum 31. Dezember 2024. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da man nicht direkt in einen Index investieren kann.

Quelle: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von MSCI-Indizes und historischen Aktiendaten von Bloomberg; Stand: 31. Dezember 2024. Renditen in EUR bei Wiederanlage der Bruttoerträge.

Wenn man das Argument gegen Diversifizierung, das sich an der Kursentwicklung vergangener Jahre orientiert, konsequent zu Ende denkt, bleibt am Ende immer nur eine Aktie übrig. Nur: Was wäre, wenn Sie nicht in Nvidia investiert hätten, sondern in eine andere ehemals „heiße“ Aktie, die danach in der Bedeutungslosigkeit versunken wäre?

Absicherung gegen das Unwägbare

Die Idee, dass ein Land oder eine Region höhere Renditen abwirft als andere, spricht nicht gegen Diversifizierung, sondern dafür. Im Jahr 2015 wusste niemand mit Sicherheit, welcher Aktienmarkt in den kommenden zehn Jahren die Nase vorn haben würde. Die einzige Gewissheit war, dass Gewinne in einem Marktsegment Verluste in anderen Marktsegmenten ausgleichen können – und genau das ist in den letzten zehn Jahren geschehen.

Mit einem Aktienportfolio, das zu 60% aus US-Aktien und zu 40% aus den Aktien aller anderen globalen Märkte bestand, hätten Anlegerinnen und Anleger in letzten zehn Jahren eine Rendite von fast 11% pro Jahr erzielt – ein respektables Ergebnis, für das sie im Vergleich zu der Unsicherheit, die mit der Wahl zwischen einem reinen US-Portfolio und einem Nicht-US-Portfolio einhergeht, deutlich weniger Risiko eingehen mussten.

Ein einfaches Beispiel hilft zu verstehen, wie Diversifizierung funktioniert: Stellen Sie sich ein Investment vor, das entweder eine hohe Rendite (zum Beispiel 14% pro Jahr, ähnlich der Rendite von US-Aktien in den vergangenen zehn Jahren) oder eine niedrigere Rendite (zum Beispiel 6% pro Jahr, ähnlich der Rendite von Aktien anderer Märkte) abwirft, jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%. Eine falsche Entscheidung wäre dieses Investment in keinem Fall, denn selbst im ungünstigsten Szenario betrüge die Rendite mindestens 6%, und mit einer 50/50-Chance liegt die erwartete Rendite sogar bei 10% (6% multipliziert mit 0,5 plus 14% multipliziert mit 0,5).

Doch was würde passieren, wenn man eine Versicherung abschließen könnte, die eine Rendite von 10% garantiert? Der Versicherungsvertrag würde gewährleisten, dass Sie 4% Extra-Rendite zusätzlich zu der geringeren Rendite erhalten, und im Gegenzug auf 4% verzichten müssten, sollten Sie die höhere Rendite erzielen.

Anders ausgedrückt: Der Versicherungsvertrag hebt das Risiko des 50/50-Investments auf. Wer würde dieses Angebot nicht annehmen? Natürlich: Wer die höhere Rendite von 14% erzielt, könnte seine Entscheidung bereuen, eine Versicherung abgeschlossen zu haben. Doch das ist nichts anderes, als sich über die Zahlung von Versicherungsbeiträgen zu beschweren, nachdem man ein Jahr lang keine Ansprüche geltend machen musste. Würden wir das Angebot erhalten, „eine weitere Runde zu spielen“, würden wir uns immer für die Versicherung entscheiden.

Natürlich ist dieser Vergleich nicht perfekt, denn Diversifizierung ist keine Versicherung. Sie garantiert weder Gewinne noch schützt sie sicher vor Verlusten. Aber Diversifizierung kann Risiken mindern und Extreme vermeiden. 

Die aktuellen Bewertungen sind schwankungsanfällig 

Diversifizierung ist in jedem Marktumfeld und zu jeder Zeit sinnvoll; aktuell jedoch könnte eine breite Streuung besonders wichtig sein, denn US-Aktien sind nach den meisten Indikatoren überbewertet. Außerhalb der USA sind die Kurse ebenfalls gestiegen, dennoch betrachten wir die Bewertungen in diesen Märkten insgesamt als angemessen.

Das bedeutet nicht, dass wir eine baldige Marktkorrektur voraussagen. Zeitpunkt und Umfang einer Korrektur sind unvorhersehbar, das aktuelle Kursmoment kann durchaus anhalten. Hohe Bewertungen sind kein Instrument für Timing-Strategien, sondern ein hilfreiches Signal, das uns vor Marktrisiken warnt. Langfristig sind Anlegerinnen und Anleger gut aufgestellt, wenn sie an einem diversifizierten Portfolio festhalten. Das bedeutet auch, dass sie ihr Portfolio regelmäßig auf die ursprünglich angestrebte Asset-Allokation zurückstellen sollten, die ihren Zielen und ihrem Risikoprofil entspricht.

 

1 Die Renditen in allen Szenarien beruhen auf Berechnungen von Vanguard unter Verwendung der relevanten MSCI-Indizes in EUR für den 10-Jahres-Zeitraum bis zum 31. Dezember 2024.

2 Als die „Glorreichen 7“ werden die Aktien bezeichnet, die in den letzten Jahren den größten Teil zur Marktrendite beigetragen haben: Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla.

Vanguard Wirtschafts- und Marktausblick 2025: jenseits der Landung

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