• Technologie-Aktien sind zuletzt im Wert gefallen, die Märkte zweifeln an den Bewertungen der etablierten Player.
  • In hochinnovativen Sektoren muss man immer mit neuen Akteuren rechnen, die den Status quo auf den Kopf stellen – insbesondere bei hohen Bewertungen.
  • Anlegerinnen und Anleger sollten sich der Risiken und Chancen bewusst sein und auf Balance und Diversifizierung achten, nicht nur innerhalb, sondern auch jenseits ihres Aktienportfolios.

„In hochinnovativen Sektoren muss man immer mit neuen Akteuren rechnen, die den Status quo auf den Kopf stellen – insbesondere in dem aktuellen Marktumfeld, in dem die Bewertungen von US-Technologie-Aktien fast nur unter Idealbedingungen gerechtfertigt scheinen.“

Joe Davis

Chief Economist and Head of Investment Strategy Group, Vanguard

Ein neues Open-Source-Modell für künstliche Intelligenz (KI), das es mit den aktuellen KI-Modellen zu deutlich geringeren Kosten aufnehmen könnte, hat Zweifel an den Bewertungen der etablierten Anbieter geweckt, die Aktien von Technologie-Unternehmen reagierten mit erheblichen Kursverlusten. Vanguard Global Chief Economist Joe Davis ordnet die aktuellen Marktbewertungen ein und gibt einen Ausblick, in dem er auch auf die laufenden Untersuchungen seines Teams zu „Megatrends“ sowie künstlicher Intelligenz und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung eingeht. 

Die Impulsgeber des Technologiesektors

Völlig unerwartet kamen die Kursverluste im Technologiesektor nicht. In hochinnovativen Sektoren muss man immer mit neuen Akteuren rechnen, die den Status quo auf den Kopf stellen – insbesondere in dem aktuellen Marktumfeld, in dem die Bewertungen von US-Technologie-Aktien fast nur unter Idealbedingungen gerechtfertigt scheinen. So beeindruckend die Gewinne der Unternehmen auch sein mögen, viel Spielraum für Fehler lassen die überzogenen Bewertungen nicht. Dies spiegelt sich auch in den historisch hohen Bewertungen von US-Aktien und insbesondere von Large-Cap-Wachstumsaktien wider.

Diesen Bewertungen liegt zum großen Teil die Annahme zugrunde, dass die führenden Technologieunternehmen ihre Gewinne aufgrund ihrer Wettbewerbsvorteile weiter steigern können. Doch unabhängig davon, ob das neue quelloffene Modell das bestehende KI-Ökosystem durcheinanderbringen wird oder nicht, können Anlegerinnen und Anleger aus der aktuellen Entwicklung eine wichtige Lehre ziehen: Die Märkte unterschätzen oft die Gefahr für die Geschäftsmodelle dominierender Unternehmen, die von neuen Anbietern oder wirtschaftliche Veränderungen ausgeht.

Diese Gefahr ist durch zahlreiche Präzedenzfälle belegt, insbesondere in Zeiten schnellen technologischen Wandels. In einem Buch, das demnächst erscheinen wird, betrachten wir Megatrends und behandeln mehrere Beispiele einer solchen Disruption. Zum Beispiel entstanden zwischen 1900 und 1908 fast 500 Automobilunternehmen, von denen jedoch mehr als die Hälfte wieder verschwand und heute nur noch zwei existieren. Eine solche Entwicklung ist typisch für schöpferische Zerstörung, bei der neue Marktteilnehmer ältere Unternehmen verdrängen.

Laut dem jährlichen KI-Bericht der Stanford University wurden in den letzten zehn Jahren allein in den USA 5.500 börsennotierte und private KI-Unternehmen gegründet – mehr Unternehmen, als insgesamt an US-Börsen notiert sind.1 Nicht alle diese Unternehmen können Gewinner sein. Doch falls die Geschichte Rückschlüsse auf Zukunft zulässt, dann kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass einige dieser Unternehmen das heutige KI-Ökosystem, wie wir es kennen, durcheinanderbringen werden.

Anlegerinnen und Anleger müssen sich der Risiken wie auch der Chancen bewusst sein, auch wenn Letztere nicht immer klar erkennbar sind.

Das (verborgene) Potenzial künstlicher Intelligenz

Um am Aktienmarkt zu bleiben: Wenn KI die Welt tatsächlich verändert, werden die größten Gewinner wahrscheinlich die Nutznießer dieser Technologie sein und nicht unbedingt die Entwickler der Technologie und ihrer Infrastruktur, in deren Kursen die optimistischen Szenarien bereits eingepreist sind. Langfristig gehen wir davon aus, dass vor allem Value-Aktien von künstlicher Intelligenz profitieren werden. Ich betone ausdrücklich: langfristig .

Damit will ich nicht sagen, dass Anlegerinnen und Anleger Tech-Aktien vollständig verkaufen und stattdessen ausschließlich auf Value-Aktien setzen sollten. In den meisten Fällen ist es besser, den ganzen Heuhaufen zu besitzen, anstatt nach der Nadel zu suchen. Aber Diversifizierung geht über den Aktienmarkt hinaus.

Als im Jahr 2022 die Kurse an den Aktien- und Anleihemärkten einbrachen, begannen einige am Wert von Anleihen und Multi-Asset-Portfolios zu zweifeln, doch 2022 war eher eine historische Anomalie als der Normalfall. Zuletzt sind die Kurse von Technologie-Aktien gefallen, während die Anleihekurse gestiegen sind. In einem ausgewogenen Portfolio erfüllten Anleihen wieder ihre traditionelle Rolle als Gegengewicht zu Aktien. Und wie wir in unserem Wirtschafts- und Marktausblick 2025  erläutert haben, sind Anleihen aktuell besonders attraktiv, da sie positive Realzinsen abwerfen, ihre Renditen also über den Inflationsraten liegen.

Außerdem gilt für Aktien wie auch für Anleihen: Wer sich mit aktivem Risko wohlfühlt (und mit den derzeitigen Bewertungen in einigen Marktsegmenten vielleicht weniger), sollte über einen aktiven Fonds nachdenken, um im Idealfall höhere Renditen zu erzielen.

Unterm Strich jedoch geht es vor allem um Balance und Diversifizierung.

1 Siehe Artificial Intelligence Index Report 2024.

 

 ""

Megatrends

In der „Megatrends“-Serie analysiert Vanguard unter anderem, welchen Einfluss künstliche Intelligenz die US-Wirtschaft und die Märkte haben könnte. Weitere Informationen finden Sie auf unserem Megatrends -Portal.

 ""

Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken

Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.

Wichtige allgemeine Hinweise

Nur für professionelle Anleger (nach den Kriterien der MiFID II-Richtlinie), die auf eigene Rechnung investieren (einschließlich Verwaltungsgesellschaften (Dachfonds) und professionelle Kunden, die im Namen ihrer diskretionären Kunden investieren). In der Schweiz nur für professionelle Anleger. Nicht für die öffentliche Verbreitung bestimmt.

Die hier enthaltenen Informationen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren in irgendeiner Gerichtsbarkeit zu verstehen, in der ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung rechtswidrig ist, oder gegenüber Personen, gegenüber denen ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung gesetzlich nicht gemacht werden darf, oder wenn derjenige, der das Angebot oder die Aufforderung macht, dafür nicht qualifiziert ist. Die Informationen stellen keine Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Sie dürfen sich deshalb bei Anlageentscheidungen nicht auf den Inhalt verlassen.

Die hier enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Bildungszwecken und stellen keine Empfehlung und kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anlagen dar.

Im EWR herausgegeben von der Vanguard Group (Ireland) Limited, die in Irland von der irischen Zentralbank reguliert wird.

In der Schweiz herausgegeben von Vanguard Investments Switzerland GmbH.

Herausgegeben von Vanguard Asset Management, Limited, die in Großbritannien von der Financial Conduct Authority zugelassen ist und von ihr reguliert wird.

© 2025 Vanguard Group (Irland) Limited. Alle Rechte vorbehalten.

© 2025 Vanguard Investments Switzerland GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

© 2025 Vanguard Asset Management, Limited. Alle Rechte vorbehalten.