Insbesondere in Zeiten höherer Zinsen müssen Beraterinnen und Berater ihren Kundinnen und Kunden häufig helfen zu entscheiden, ob sie mit ihren Barreserven Schulden abbezahlen oder das Geld lieber investieren sollten.

Dazu kann es zunächst hilfreich sein, die Zinsen, die sie für ihre Schulden zahlen, mit der Rendite zu vergleichen, die sie sich von einer Anlage erhoffen, und dann die verfügbaren Mittel entsprechend einzusetzen.

In der Praxis müssen Beraterinnen und Berater jedoch zahlreiche Faktoren abwägen und die richtige Balance finden, denn jede Kundin und jeder Kunde ist anders. Die passende Lösung hängt von den persönlichen Umständen, dem eigenen Risikoprofil und Kompromissen zwischen längerfristigen Zielen und kurzfristiger finanzieller Sicherheit ab.

In vielen Fällen sollten Kundinnen und Kunden einen Teil ihres Geldes investieren und einen anderen Teil zur Abbezahlung von Schulden aufwenden.

Bei der Erörterung dieser Frage in Kundengesprächen müssen Beraterinnen und Berater zahlreiche Einschätzungen treffen. Die nachstehenden zwei Punkte können bei der Strukturierung eines Gesprächs helfen.

1. Schuldenbewertung

Zunächst sollten Beraterinnen und Berater Art und Kosten der abzuzahlenden Schulden erfassen, denn Schulden sind nicht gleich Schulden und einige Schuldenarten flexibler als andere. Hoch verzinste Schulden, zum Beispiel Kreditkartenschulden, sollten grundsätzlich Priorität haben, denn der Zinseszinseffekt kann diese Schulden schnell in die Höhe treiben. Die Abbezahlung von Kreditkartenschulden kann Kundinnen und Kunden auch ein Gefühl von Kontrolle über ihre Finanzen geben und so zu ihrer finanziellen Sicherheit beitragen.

Die Rückzahlung anderer Schulden, zum Beispiel Studienkredite und Hypotheken, ist unter Umständen weniger dringend. Für Studienkredite gelten in der Regel besondere Vorschriften, die Rückzahlungsintervalle und die Möglichkeit einer frühzeitigen Tilgung festlegen.

BAföG, ein Studienkredit, muss fünf Jahre nach dem Ende der Förderungsdauer zurückgezahlt werden. Die Rückzahlung erfolgt in monatlichen Raten, wobei der Gesamtbetrag innerhalb von 20 Jahren getilgt werden sollte. Unter bestimmten Voraussetzungen, wie geringem Einkommen oder besonders guten Studienleistungen, können Nachlässe oder teilweise Erlassungen gewährt werden.

Die Tilgung einer Hypothek, entweder durch eine Verkürzung der Kreditlaufzeit oder durch Überzahlungen, kann dagegen sinnvoll sein. Bestimmte Hypotheken erlauben Überzahlungen, andere begrenzen ihren Umfang. Kundinnen und Kunden sollten daher unbedingt auf mögliche Vorfälligkeitsentschädigungen bei frühzeitiger Abzahlung einer Festhypothek achten. Überzahlungen mögen eine gute Idee sein, wenn sie einen auslaufenden Festzinsvertrag zu höheren Zinsen refinanzieren müssen; derartige Überlegungen sollten jedoch gegen andere längerfristige Ziele abgewogen werden, etwa die eigene Altersvorsorge.

Unabhängig davon, ob Schuldentilgung Vorrang haben sollte, sind Unterschiede zwischen verschiedenen Arten von Schulden wichtig.

2. Anlageoptionen abwägen

Steuervorteile machen Sparen und Investieren noch attraktiver, und steuerbegünstigtes Sparen kann langfristig einen wichtigen Beitrag zur Vermögensbildung leisten. Mögliche Steuervorteile hängen jedoch von der Art des verwendeten Kontos und dem erforderlichen Maß an Flexibilität ab.

Ein wichtiger Aspekt sind Fristen, denn bestimmte Spar- und Anlageinstrumente wie zum Beispiel Vorsorgepläne sind kurzfristig gesperrt und daher illiquide. Eine passende Strategie muss daher das Potenzial für langfristig höhere Renditen gegen die Risikotoleranz und den Liquiditätsbedarf der Anlegerin oder desAnlegers abwägen.

Manche Anlagemöglichkeiten sind so gut, dass man sie sich nicht entgehen lassen sollte, zum Beispiel Arbeitgeberbeiträge für die betriebliche Altersvorsorge oder Steuererleichterungen für Rentenbeiträge. Dies gilt insbesondere für Steuerpflichtige mit höheren Steuersätzen und für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Arbeitgeber zusätzliche Rentenbeiträge leisten. (Außerdem vermissen Kundinnen und Kunden Geld nicht, das ihnen vom Gehalt abgezogen wird, noch bevor es auf ihrem Konto landet.)

Welche Ziele wollen Ihre Kundinnen und Kunden erreichen? Wer gerade erst anfängt zu arbeiten, bezieht vielleicht nur ein bescheidenes Gehalt. Im Laufe der Jahre können die Verdienstmöglichkeiten jedoch deutlich steigen und so den Weg zu größerer finanzieller Sicherheit, aber auch zu ehrgeizigeren Zielen ebnen.

Es gilt, kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu berücksichtigen; am Anfang stehen ausreichende Reserven für Notfälle, gefolgt von Sparzielen wie einer Hochzeit, Schulgebühren oder der Altersvorsorge.

Der Schuldenabbau muss gegen diese persönlichen Ziele, den Bedarf an Flexibilität und die Vorteile eines frühen Starts abgewogen werden, denn wer bereits in jungen Jahren Geld anlegt, kann langfristig besser Vermögen aufbauen. Auch die persönliche Risikotoleranz spielt in dieser Abwägung eine wichtige Rolle.

Auf einen Blick

  • Die richtige Balance zwischen Schuldenabbau und Geldanlage sieht wahrscheinlich für jede Kundin und jeden Kunden anders aus.

  • Hochverzinste Schulden, zum Beispiel Kreditkartenschulden, sollten vorrangig abbezahlt werden.

  • Die richtige Strategie muss kurz-, mittel- und langfristige finanzielle Ziele in Einklang bringen, Beraterinnen und Berater sollten dabei die Bedeutung langfristiger „Buy-and-hold“-Anlagen betonen.

  • Achten Sie auf mögliche Steuervorteile.

  • Nutzen Sie Arbeitgeberbeiträge zur Altersvorsorge.

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