Vermögensaufbau ist ein wichtiges Ziel für die meisten Kundinnen und Kunden, doch auch Rücklagen für den Notfall tragen zu finanziellem Wohlbefinden bei und können genauso wichtig sein wie Anlagen für längerfristige Ziele. Im Rahmen einer längerfristigen Finanzplanung können Beraterinnen und Berater sicherstellen, dass ihre Kundinnen und Kunden auch ausreichende Bar- und Liquiditätsreserven aufbauen. Zu diesem Zweck ist es hilfreich, den Sinn von Notfallreserven zu vermitteln.
Viele Menschen spüren inzwischen die gestiegenen Lebenshaltungskosten – an der Supermarktkasse, an der Tankstelle oder bei den monatlichen Miet- oder Hypothekenzahlungen. Die Verwaltung der Haushaltsfinanzen dürfte daher inzwischen zu den Themen gehören, über die Beraterinnen und Berater häufiger mit ihren Kundinnen und Kunden sprechen.
Notfallreserven für unerwartete Ereignisse können aus einer Krise in einen kontrollierbaren Rückschlag machen, doch wie sollte man den Bedarf an Barreserven gegen langfristige Anlageziele abwägen? Wie können Sie Ihren Kundinnen und Kunden helfen, zwischen heutigen und zukünftigen Prioritäten zu unterscheiden? Da jede Kundin und jeder Kunde anders ist, ist auch die richtige Balance zwischen kurzfristigen Reserven und längerfristigen Anlagezielen in jedem Fall einzigartig. Die nachstehenden Gesprächspunkte können jedoch helfen, Kundengespräche zum Thema Notfallreserven zu strukturieren.
Bei der Planung für Notfälle ist es wichtig zu verstehen, dass es unterschiedliche Arten von Notfällen gibt. Zum einen müssen wir uns gegen Ausgabenschocks absichern, zum Beispiel unerwartete Gesundheitskosten, Hausreparaturen oder andere unwillkommene Ausgaben.
Ebenso wichtig ist jedoch die Absicherung gegen Einkommensschocks, etwa durch einen vollständigen oder teilweisen Verlust von Arbeitseinkommen. Einkommensschocks sind seltener, manche Menschen erleben in ihrem Leben sogar gar keine derartigen Verluste. Ohne eine vernünftige Finanzplanung können sie jedoch im Ernstfall das finanzielle Wohlbefinden Ihrer Kundinnen und Kunden erheblich beeinträchtigen.
Diese Unterschiede sollten in der Finanzplanung für Kundinnen und Kunden berücksichtigt werden. Ausgabenschocks lassen sich über entsprechende Reserven in bar oder liquiden Finanzmitteln abfedern, zum Beispiel durch Spar- oder Girokontoeinlagen, einen Geldmarktfonds oder eine Kombination dieser Instrumente.
Reserven gegen Einkommensschocks sollten liquide oder zu minimalen Kosten zugänglich sein, jedoch nicht unbedingt frei von Marktrisiken. Einige Kundinnen und Kunden, die von Einkommensschocks in besonderem Maße betroffen wären, bevorzugen vielleicht Barmittel. Für die Mehrheit kann es jedoch sinnvoll sein, Geld in liquiden Instrumenten anzulegen, die auf andere, langfristige Finanzziele abgestimmt sind. Die Liquidität dieser Vermögenswerte hängt von der Art des Kontos und den persönlichen Umständen ab, insbesondere vom Alter der Kundin oder des Kunden.
In vielen Fällen kann auch eine Form finanzieller Absicherung gegen Krankheit, Entlassung oder Arbeitsunfähigkeit zum Schutz gegen Einkommensschocks beitragen.
Einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben unter Umständen Anspruch auf Krankengeld oder Abfindungen durch den Arbeitgeber; allerdings sollten Sie sorgfältig prüfen, ob diese den Anforderungen Ihrer Kundinnen und Kunden genügen. Selbstständige haben kein derartiges Sicherheitsnetz und müssen sich daher besonders gegen Einkommensschock absichern.
Schocks sind per Definition unvorhersehbar, doch anders als die vergleichsweise seltenen Einkommensschocks sind Ausgabenschocks für die meisten Menschen wohl ein unvermeidlicher Teil des Lebens.
Beraterinnen und Berater können Schäden durch unvorhergesehene Ausgaben jedoch vermeiden, indem sie gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden Risiken bewerten und für ausreichende und liquide Reserven sorgen. Und Reserven können Kundinnen und Kunden nicht nur davor bewahren, im Notfall teure Kredite aufnehmen zu müssen, sondern vermitteln auch ein Gefühl von Sicherheit.
Zum Schutz gegen Ausgabenschocks sollten wir einer Faustregel nach entweder 2.000 Euro oder Reserven in Höhe der Hälfte unserer Monatsausgaben auf einem Bankkonto halten.
Zur Abfederung von Einkommensschocks reicht dieser Betrag gleichwohl nicht aus. Die Faustregel von Reserven in Höhe von drei bis sechs Monatsausgaben kann als Ausgangspunkt sinnvoll sein, doch der eigene Liquiditätsbedarf wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, darunter Höhe und Stabilität des Einkommens, die Größe der Familie, die Sicherheit des Arbeitsplatzes und die Übertragbarkeit beruflicher Qualifikationen.
Barreserven und Barmitteläquivalente können Ausgabenschocks abfedern, doch zu hohe Reserven können die Umsetzung langfristiger Ziele gefährden.
Für Beraterinnen und Berater ist es nicht immer leicht, Kundinnen und Kunden bei der Abwägung zwischen Reserven und Altersvorsorge zu unterstützen, doch durch strategische Planung und kreative Nutzung flexibler Kontoarten können sie ihnen helfen, ihr Anlagepotenzial auszuschöpfen und gleichzeitig ausreichende Liquidität sicherzustellen.
Der erste Schritt hin zur richtigen Balance ist eine Bestandsaufnahme. Die wichtigste Quelle für Notfallrücklagen ist Bargeld, das Kundinnen und Kunden nicht zur Deckung ihres monatlichen Cashflow-Bedarfs benötigen. Anschließend ist es oft sinnvoll, sich auch alle anderen Konten anzusehen und zu überprüfen, welche Vermögenswerte liquide sind und welche nicht (was zum Teil von den persönlichen Umständen abhängt).
Es kann sich lohnen, gemeinsam mit Kundinnen und Kunden sämtliche Konten und Vermögenswerte zu überprüfen und die Kosten durchzurechnen, die bei einem eventuellen Notfallverkauf anfallen würden. Zu den Kosten, die bei einem Verkauf anfallen können, gehören unter anderem Steuern, Strafzahlungen und Transaktionsgebühren, vor allem jedoch Opportunitätskosten durch Entnahme von Geldern, die zur Umsetzung künftiger Finanzziele beitragen sollten.
Beraterinnen und Berater können ihren Kundinnen und Kunden bei der Umsetzung langfristiger Ziele helfen, indem sie sicherstellen, dass diese Reserven für Notfälle aufbauen.
Bargeld und liquide Anlagen können Ausgabenschocks abfedern.
Reserven gegen Einkommensschocks sollten liquide sein, jedoch nicht unbedingt frei von Marktrisiken.
Notfallreserven sollten in Einklang mit anderen Zielen gebracht werden.
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