Eine solide Anlagestrategie beginnt mit der Asset-Allokation auf Grundlage realistischer Risiko- und Renditeerwartungen und breit diversifizierter Fonds zur Vermeidung unnötiger Risiken, wie im Vanguard Framework for Constructing Globally Diversified Portfolios erläutert. 

Die meisten Anlageportfolios sind auf einen bestimmten zukünftigen Finanzbedarf abgestimmt, der sich entweder an einem einzigen oder an mehreren Zielen orientiert. Um diesen Bedarf zu decken, müssen Anlegerinnen und Anleger mit Disziplin ein Portfolio strukturieren, das einen Ausgleich zwischen Risiken und den potenziellen Renditen verschiedener Anlageinstrumente schafft. 

Niemand weiß, welche Wertpapiere zukünftig die höchsten Renditen abwerfen werden. Dennoch sind wir überzeugt, dass ein durchdachter Plan, der auf Balance, Diversifizierung sowie Kosteneffizienz und Disziplin beruht, die besten Chancen für langfristigen Erfolg bietet. 

In diesem Artikel erläutern wir, wie man ein diversifiziertes Portfolio aufbaut und erhält. Dazu gehen wir insbesondere auf die fünf folgenden Themen ein: 

Definition von Anlagezielen und -vorgaben und die Bedeutung eines soliden Anlageplans

Strategische Verteilung des Anlagevermögens auf die wichtigsten Assetklassen wie Aktien, Anleihen und Barmittel (Asset-Allokation)

Streuung des Anlagevermögens innerhalb einzelner Assetklassen, zum Beispiel in- und ausländische Anleihen oder Aktien mit großer, mittlerer oder kleiner Marktkapitalisierung (Sub-Asset-Allokation)

Verteilung des Anlagevermögens auf passiv und/oder aktiv verwaltete Fonds

Die Bedeutung von Gewichtungsanpassungen zum Erhalt des Risikoprofils (Rebalancing)

Definition von Anlagezielen und -vorgaben

Am Beginn eines soliden Anlageplans steht die Definition von Anlagezielen und wichtigen Anlagevorgaben. Da die meisten Ziele langfristig sind, sollte der Plan auch Änderungen im Marktumfeld überdauern und gleichzeitig flexibel genug sein, um sich an unerwartete Ereignisse anzupassen. Die folgende Abbildung zeigt anhand eines hypothetischen Beispiels, wie ein Anlageplan aussehen kann. 

Die meisten Anlageziele lassen sich gut im Kontext der erforderlichen Rendite (Englisch: Required Rate of Return, kurz RRR) betrachten, also der Rendite, die ein Portfolio erwirtschaften muss, um die Lücke zwischen dem aktuellen Vermögen und etwaigen zukünftigen Cashflows einerseits und den Anlagezielen andererseits zu schließen. Ein Beispiel: Eine Anlegerin hat ausgerechnet, dass sie für einen komfortablen Ruhestand in 40 Jahren eine Million Euro nach heutigem Wert, also inflationsbereinigt, benötigt. Wenn diese Anlegerin ab heute 40 Jahre lang jeweils denselben inflationsbereinigten Betrag von 10.000 Euro pro Jahr zurücklegte, betrüge die reale RRR, die zum Erreichen des Ziels erforderlich ist, 4%. 

Beispiel für einen einfachen Anlageplan 

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Hinweise: Dieser Plan ist hypothetisch und nicht repräsentativ für einen realen Anleger und sollte daher nicht als Anleitung interpretiert werden. Je nach den persönlichen Umständen eines Anlegers kann dieser Plan erweitert oder verkürzt werden. Viele Finanzberaterinnen und -berater halten es zum Beispiel für sinnvoll, eine Anlagestrategie zu formulieren, die die Verwendung taktischer Asset-Allokation, aktiver und passiver Fonds usw. definiert.

Quelle: Vanguard.

Eine wichtige Vorgabe im Zusammenhang mit den Anlagezielen ist die Risikotoleranz des Anlegers. Eine weitere mögliche Vorgabe ist der Anlagezeitraum – ein kürzerer Anlagehorizont lässt andere Risiken zu als ein unendlich langer. Auch Steuern, Liquiditätsbedarf, rechtliche Aspekte oder Sonderbedingungen (etwa der vollständige Ausschluss bestimmter Anlagen) können als Vorgaben in den Anlageplan einfließen.

Ohne Plan drohen Gefahren

Ohne Plan bauen Anlegerinnen und Anleger ihr Portfolio häufig von unten nach oben auf. Sie suchen also einzelne Anlageinstrumente aus und achten dabei nicht darauf, ob das Portfolio als Ganzes ihren Zielen gerecht wird. Anders ausgedrückt: Ohne Plan sammeln Anleger häufig einfach nur Fonds. Sie beschäftigen sich mit der Bewertung einzelner Fonds und kaufen, was ihnen attraktiv erscheint. Dabei schenken sie der Frage keine Beachtung, wie ein bestimmter Fonds in ihr Portfolio passt.

Ein solider Plan kann dazu beitragen, derartiges Verhalten zu vermeiden, denn er zeigt den Zweck und den Wert von Asset-Allokation, Diversifizierung und Rebalancing auf und hilft Anlegerinnen und Anlegern, sich auf angestrebte Spar- und Entnahmeraten zu konzentrieren.

Eine diversifizierte strategische Asset-Allokation

Im Portfolioaufbau kommt es auf die Kombination verschiedener Anlageinstrumente an, die im Rahmen der Anlagevorgaben am besten geeignet sind, die im Anlageplan festgehaltenen Ziele zu erreichen. In breit diversifizierten Portfolios bestimmt die Mischung der Vermögenswerte sowohl die Gesamtrenditen als auch deren Schwankungen. Eine wegweisende Studie von Brinson, Hood und Beebower aus dem Jahr 1986 zeigt auf, dass die Asset-Allokation das Renditeprofil eines diversifizierten Portfolios langfristig stärker beeinflusst als irgendein anderer Faktor. Diese Ergebnisse wurden durch eine Studie von Vanguard aus dem Jahr 2020 sowie durch andere Forschungsarbeiten, darunter Ibbotson und Kaplan (2000)1, bestätigt, die darauf hindeuten, dass die Anlagepolitik eines Portfolios wesentlich für die Renditeschwankungen ist.

Die nachstehende Vanguard Analyse für die USA, Kanada, das Vereinigte Königreich, Australien, Japan (ab dem 1. Januar 1990) sowie für die Eurozone (ab dem 1. Januar 1999) bis zum 30. September 2020 bestätigt frühere Vanguard Studien und zeigt, dass langfristig und im Durchschnitt der größte Teil der Renditeschwankungen eines breit diversifizierten Portfolios mit begrenzten Markt-Timing-Eingriffen auf die strategische Asset-Allokation zurückzuführen ist.

Die Bedeutung der Asset-Allokation für die Renditeschwankungen von Mischfonds

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Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Hinweise: Für jeden Fonds in unserer Datenmenge wurde ein bereinigtes R2 berechnet, das den prozentualen Anteil der Variation der tatsächlichen Rendite angibt, der auf die Renditeschwankungen der strategischen Asset-Allokation zurückgeht. Die Prozentangaben – 92,1% für die USA, 91,9% für Kanada, 82,8% für das Vereinigte Königreich, 80,2% für den Euroraum, 90,0% für Australien und 84,8% für Japan – stellen den Median der Verteilung der prozentualen Renditeschwankungen dar, die auf die Asset-Allokation der Mischfonds zurückzuführen sind. Für den Zeitraum von Januar 1990 bis September 2020 waren 951 (USA), 967 (Kanada), 1007 (Vereinigtes Königreich), 682 (Australien) und 661 (Japan) Mischfonds in der Datenmenge enthalten. Für den Euroraum und für den Zeitraum von Januar 1999 bis September 2020 umfasste die Stichprobe 3.529 Mischfonds mit Fondsdomizil in Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien. Berechnungen auf Grundlage der monatlichen Nettorenditen. Zur Bestimmung der strategischen Asset-Allokation wurde die Fondsrendite anhand einer renditebasierten Stilanalyse nach William F. Sharpe über rollierende 36-Monats-Zeiträume mit einer Benchmark verglichen. Die Fonds wurden aus der Morningstar-Kategorie „Multi-Sector Balanced“ ausgewählt. Für die Analyse wurden nur Fonds mit einer Renditehistorie von mindestens 48 Monaten verwendet. Für das Portfolio wurde eine US-Kostenquote von 1,5 Basispunkten pro Monat (18 Basispunkte pro Jahr oder 0,18%) und eine Kostenquote von 2,0 Basispunkten pro Monat für andere Länder (24 Basispunkte pro Jahr oder 0,24%) angesetzt.

Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von Morningstar, Inc.

Aktive Anlageentscheidungen wie Markt-Timing und Wertpapierauswahl haben die Renditeschwankungen langfristig kaum beeinflusst. Außerdem haben wir festgestellt, dass die Renditen marktkapitalisierungsgewichteter Indexportfolios über dem Durchschnitt aktiv verwalteter Fonds liegen, ihre Volatilität dagegen darunter. Auffällig ist auch, dass die Fonds mit positivem Alpha tendenziell ein größeres durchschnittliches Vermögen zu niedrigeren Kosten verwalten.

Risiko und Rendite

Ein fundiertes Verständnis der Risiko- und Renditeeigenschaften verschiedener Assetklassen ist für den Portfolioaufbau unerlässlich. Anhand von zwei Assetklassen (globale Aktien und globale Anleihen) macht das nachstehende Diagramm die Beziehung zwischen Risiko und Rendite in einem einfachen Beispiel deutlich, um die Auswirkungen einer diversifizierten Asset-Allokation auf die Renditen und deren Schwankungen zu veranschaulichen. Zwar sind die jährlichen Renditen Durchschnittswerte aus über 120 Jahren, die Anlegerinnen und Anleger nicht in jedem Jahr oder in einem anderen beliebigen Zeitraum erwarten sollten, doch sie vermitteln einen Eindruck von den langfristigen historischen Renditen und dem Verlustrisiko einzelner Aktien/Anleihe-Allokationen.

Der Asset-Mix bestimmt das Ertragsspektrum

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Hinweise: Die Grafik zeigt die maximalen und minimalen Renditen pro Kalenderjahr sowie die durchschnittliche annualisierte Rendite von 1901 bis 2022 für verschiedene Aktien- und Anleiheallokationen bei jährlichem Rebalancing. Von 1901 bis 1969 werden Aktienrenditen dargestellt durch den DMS UK Equity Total Return Index, anschließend durch den MSCI UK Index. Anleiherenditen werden dargestellt durch den DMS UK Bond Total Return Index (1901 bis 1985), den FTSE UK Government Index (Januar 1986 bis Dezember 2000) sowie anschließend durch den Barclays Global Aggregate Index. Die Renditen lauten auf Pfund Sterling bei Wiederanlage der Erträge bis 31. Dezember 2022.

Quelle: Vanguard.

Die Abwägung von Risiko und Rendite sollte im Mittelpunkt der strategischen Asset-Allokation stehen. Die oben beschriebene hypothetische Anlegerin, die mit einer realen Rendite von 4% für ihren Ruhestand spart, sollte beispielsweise eine Asset-Allokation wählen, die diesen Betrag erreicht oder übersteigt, wobei das Risiko eines potenziellen Verlusts akzeptabel sein sollte. Ist eine dieser Voraussetzungen nicht erfüllt, müssen die Vorgaben unter Umständen überdacht werden. Natürlich kann es bei einem kürzeren Anlagehorizont notwendig sein, die Gewichtung von Anleihen und Barmitteln – die weniger volatil sind als Aktien – zu erhöhen.

Das Inflationsrisiko wird häufig übersehen, kann sich jedoch erheblich auf die Renditen einer Assetklasse auswirken und das Risikoprofil des Portfolios verändern. Auch deshalb ist Vanguard der Auffassung, dass Barmittel in einem diversifizierten Portfolio mit langfristigem Anlagehorizont keine bedeutende Rolle spielen sollten. Barmittel dienen vielmehr der Deckung des Liquiditätsbedarfs oder eignen sich für ein Portfolio mit kürzerem Zeithorizont.

Die nachstehende Tabelle zeigt die nominalen und inflationsbereinigten langfristigen Renditen von globalen Aktien, Anleihen und Barmitteln. Die Renditen werden in GBP angegeben und enthalten wiederangelegte Dividenden und Zinsen. Wie bereits erwähnt, kann die Inflation besonders bei der Umsetzung langfristiger Ziele verheerende Folgen haben, da sich ihre Wirkung durch den Zinseszinseffekt langfristig verstärkt.

Sub-Asset-Allokation

Abwägung zwischen Markt- und Inflationsrisiko

 

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Hinweise: Daten vom 31. Januar 1900 bis 31. Dezember 2020. Renditen in Landeswährung. Der Nominalwert entspricht der Rendite vor Abzug der Inflation, im Realwert sind die Auswirkungen der Inflation dagegen berücksichtigt.

Quellen: Untersuchungen von Vanguard unter Verwendung von globalen Dimson-Marsh-Staunton-Renditedaten von Morningstar Inc. sowie dem DMS UK Equity Index und dem DMS UK Bond Index.

Sobald die passende strategische Asset-Allokation zwischen riskanteren (Aktien) und weniger riskanten Vermögenswerten (Anleihen) steht, rückt die Diversifizierung innerhalb dieser Assetklassen in den Mittelpunkt, denn durch Diversifizierung lassen sich die mit einer bestimmten Region, einem bestimmten Unternehmen, Sektor oder Marktsegment verbundenen Risiken reduzieren.

Nationale und internationale Aktien und Anleihen

Wer in Aktien und Anleihen investieren will, muss sich für ein Risiko/Rendite-Verhältnis entscheiden, das den eigenen Zielen entspricht. Bei Aktien geht es dabei neben der Aufteilung auf in- und ausländische Märkte auch um Marktkapitalisierung (groß, mittelgroß oder klein) und Anlagestil (Growth oder Value). Zu den entscheidungsrelevanten Eigenschaften von Anleihen zählen die Duration (kurze, mittlere oder lange Laufzeiten) und die Kreditqualität (hoch, mittel oder niedrig), außerdem müssen Anlegerinnen und Anleger die Aufteilung auf Unternehmens- und Staats- sowie auf inflationsgeschützte Anleihen festlegen. Die einzelnen Marktsegmente können sich in ihren Risikofaktoren voneinander unterscheiden.

Wer möglichst viele oder sogar alle Märkte zu einem gewissen Grad in seinem Portfolio abbildet, kann am Wachstum stärkerer Marktsegmente teilnehmen und reduziert gleichzeitig die Verluste, die in schwächeren Märkten anfallen können. Bei der Gewichtung einzelner Assetklassen sollten sich Anlegerinnen und Anleger nach Einschätzung von Vanguard als Ausgangspunkt an deren Marktkapitalisierung orientieren und das Risiko/Renditeprofil der Assetklasse durch breite Diversifizierung möglichst genau abbilden. Wir sind uns jedoch der Tatsache bewusst, dass es keine Einheitslösung geben kann und die „richtige“ Asset-Allokation von den Zielen und insbesondere der Toleranz der Anlegerinnen und Anleger gegenüber aktiven bzw. Modellrisiken abhängt.

Diversifizierte Indexfonds sind ein Weg, um eine Assetklasse ihrer Marktkapitalisierung entsprechend in einem Portfolio abzubilden. Am Aktienmarkt fließen relevante Informationen durch den Handel kontinuierlich in die Kurse ein, sodass sich die Marktkapitalisierung laufend verändert. Ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index spiegelt daher die Konsenseinschätzung aller Marktteilnehmer des relativen Wertes einzelner Unternehmen wider. Am Anleihenmarkt können Anlegerinnen und Anleger über einen Fonds, der in den gesamten Investment-Grade-Markt investiert, die Marktsegmente nicht nur entsprechend ihrer Marktkapitalisierung abbilden, sondern würden so gleichzeitig eine martkähnliche durchschnittliche Duration erzielen.

Anlegerinnen und Anleger können ihr Portfolio ganz einfach diversifizieren, indem sie international investieren. Insofern ein diversifizierter und nach Marktkapitalisierung gewichteter Indexfonds ein sinnvoller Ausgangspunkt ist, könnte man einen global diversifizierten und nach Marktkapitalisierung gewichteten Fonds als vernünftige Standardlösung bezeichnen. Wir wissen jedoch, dass viele Anlegerinnen und Anleger die Aktien und Anleihen ihres Heimatmarktes im Vergleich zu deren Marktkapitalisierung übergewichten, ein Verhaltensmerkmal, das als „Home Bias“ bezeichnet wird. Beispiel Großbritannien: Britische Aktien machten per 31. Dezember 2020 lediglich 5% des globalen Aktienmarktes aus, britische Anlegerinnen und Anleger hatten jedoch zum selben Zeitpunkt insgesamt 19% in britische Aktien investiert. In anderen Ländern sind wir zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Sofern eine solche Übergewichtung das Ergebnis einer bewussten Entscheidung ist, hat sie in den meisten Fällen etwas mit Renditeerwartungen oder Risikominderung zu tun. Das nachstehende Entscheidungsmodell soll helfen festzustellen, inwieweit ein Home Bias durch persönliche Umstände gerechtfertigt ist.

Internationale Diversifizierung: Welche Faktoren eine Anlageentscheidung beeinflussen

Quelle: Vanguard.

Bei der Bestimmung der richtigen Mischung aus nationalen und internationalen Aktien und Anleihen sollten Anlegerinnen und Anleger zahlreiche Faktoren berücksichtigen, darunter die globale Marktkapitalisierung, die erwarteten Renditen einzelner Assetklassen sowie Volatilitäten, Korrelationen und Kosten. Für viele Anlegerinnen und Anleger kann auch die steuerliche Behandlung ausländischer Vermögenswerte im Vergleich zu inländischen Anlagen von Bedeutung sein. Wir sind der Meinung, dass diese Faktoren gegen die Vorteile einer zusätzlichen Diversifizierung abgewogen werden müssen, die sich durch ein internationales Exposure ergeben.

Außerdem müssen Anlegerinnen und Anleger entscheiden, ob sie Währungsrisiken absichern wollen, die sich aus einem internationalen Exposure ergeben. Grundsätzlich ist die Annahme angemessen, dass sich die Bruttorenditen eines abgesicherten Portfolios langfristig nicht wesentlich von denen eines nicht abgesicherten Portfolios unterscheiden werden. Wer bereit ist, einen geringen Renditeverlust durch Absicherung in Kauf zu nehmen, sollte die Entscheidung über die Währungsabsicherung eines Aktienportfolios von den Risiko- und Diversifikationseffekten und nicht von der Rendite abhängig machen. Entscheidend ist neben der Frage, ob sich eine Währungsposition kostengünstig absichern lässt bzw. ob ein Produkt mit entsprechender Währungsabsicherung verfügbar ist, die Größe des Währungs-Exposure, die sich aus einem kleineren nationalen Exposure ergibt, die Überzeugung, dass Fremdwährungen das lokale Exposure wahrscheinlich nicht diversifizieren werden, und ein konkretes Portfolio-Volatilitätsziel. Da Währungsschwankungen die Volatilität eines internationalen Anleihen-Exposure maßgeblich beeinflussen, empfiehlt Vanguard eine Absicherung von Währungsrisiken in Anleihenportfolios, um Risiken und Volatilität zu begrenzen.

Bei der Sub-Asset-Allokation orientieren sich Anlegerinnen und Anleger häufig an Mehrrenditen – die jedoch unbeständig sind. Langfristig entwickeln sich die meisten Teilsegmente einer Assetklasse ähnlich wie die Assetklasse insgesamt, kurzfristig kann es dagegen zu größeren Abweichungen kommen. Die nachstehende Grafik zeigt Beispiele jährlicher Renditen verschiedener Asset- und Sub-Assetklassen.

Kein Markt liegt immer vorn

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Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge.

Quelle: Berechnungen von Vanguard; Daten für den Zeitraum vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember 2023 unter Verwendung von Daten von Bloomberg, Thomson Reuters Datastream und FactSet. Die Assetklassen werden durch folgende Indizes (in Klammern) dargestellt: Aktien Welt (FTSE All-World Index), Aktien Nordamerika (FTSE World North America Index), Aktien Schwellenländer (FTSE All-World Emerging Index), Aktien asiatische Industrieländer (FTSE All-World Developed Asia Pacific ex-Japan Index), Aktien Industrieländer Europa (ohne Großbritannien) (FTSE All-World Developed Europe ex-UK Index), Aktien Deutschland (FTSE Germany Value Index, nur Kursrendite), Währungsgesicherte Anleihen Welt (Bloomberg Global Aggregate ex-Euro Aggregate Index (hedged in EUR), Unternehmensanleihen Euroraum (Bloomberg Euro-Aggregate ex-Treasuries Index (EUR hedged)), Inflationsgeschützte Staatsanleihen Euroraum (Bloomberg Global Inflation-Linked Eurozone (EUR hedged)). Kumulative Renditen in EUR bei Wiederanlage aller Dividenden und Kapitalgewinnausschüttungen (sofern nicht anders angegeben). Bei der Ausgabe und Rücknahme von Fondsanteilen fallen Kosten und Provisionen an, die in den Zahlen nicht berücksichtigt sind. Berechnung der Wertentwicklung des Fonds auf Grundlage der Veränderung im Nettoinventarwert.

Alternative Assetklassen

Zu den nicht-traditionellen und alternativen Assetklassen und Anlagestrategien gehören Immobilien, Rohstoffe, Private Equity, Schwellenländeranleihen und Währungen, bisweilen außerdem Long/Short- und marktneutrale Strategien. Jede dieser Assetklassen und Strategien hat gegenüber herkömmlichen Aktien, Anleihen und Bargeld mögliche Vorteile, darunter:

  • Potenziell höhere erwartete Renditen
  • Niedrigere erwartete Korrelation und Volatilität gegenüber traditionellen Anlageklassen
  • Die Möglichkeit, durch kompetenzabhängige Strategien Marktineffizienzen auszuschöpfen

Diese potenziellen Vorteile sind Gegenstand zahlreicher Diskussionen; ob und inwieweit sie verlässlich sind, lässt sich schwer sagen. Dies gilt insbesondere für Strategien, für die kein investierbares Beta verfügbar ist. Der Erfolg von Strategien wie Long/Short, Market Neutral und Private Equity hängt weitgehend von der Kompetenz der Manager ab. Das bedeutet: Um Erfolg zu haben, müssen Anlegerinnen und Anleger beständig die besten Manager auswählen. Und ein Nachteil haben all diese alternativen Assetklassen gemeinsam: Im Vergleich zu traditionellen Anlagen in Aktien und Anleihen können sie sehr teuer sein.

Aktive und passive Strategien

Kapitalgewichtete Indexstrategien sind für viele Anlegerinnen und Anleger eine gute Ausgangsbasis. Entsprechende Fonds sind oft kostengünstig und bieten neben einem diversifizierten Markt-Exposure auch Transparenz. Wer dagegen Mehrrenditen gegenüber einer Benchmark anstrebt, wird eher unter aktiven Strategien die passende Lösung finden. Welche Strategie besser ist, wird ebenfalls häufig debattiert, tatsächlich jedoch haben beide Vor- und Nachteile.

Entscheidend für den Erfolg aktiver Anlagestrategien ist die Auswahl des Fondsmanagers. Aktive Manager unterscheiden sich in ihren Ergebnissen deutlich voneinander, und wer von ihnen in Zukunft die Nase vorn haben wird, ist schwer vorherzusagen. Ein genauer Blick auf Unternehmen, Mitarbeiter, Philosophie und Prozesse kann bei der Suche nach Kompetenz helfen. Um mit aktiven Anlagestrategien erfolgreich zu sein, müssen Anlegerinnen und Anleger letztlich vor allem kosteneffiziente Fonds mit kompetentem Management finden und Geduld aufbringen.

Da sowohl Indexfonds als auch kostengünstige aktive Fonds Vorteile haben können, kann sich auch eine Kombination beider Anlageformen als effektiv erweisen. Ergänzt man eine aktive Strategie schrittweise um passive Fonds, nähern sich die Risikomerkmale eines Portfolios immer mehr der Benchmark an, der Tracking Error sinkt, die Diversifikation steigt. Durch eine Aktiv/Passiv-Kombination wahren Anlegerinnen und Anleger die Chance auf Mehrrenditen, können jedoch gleichzeitig ihre Risiken gegenüber der Benchmark begrenzen. Der „richtige Mix“ hängt von den persönlichen Zielen und Anforderungen sowie der aktiven Risikotoleranz ab, wobei Anlegerinnen und Anleger Zielkonflikte zwischen Tracking Error und möglichen Mehrrenditen gegeneinander abwägen müssen.

Und auch wenn die Aktiv/Passiv-Frage für viele Anlegerinnen und Anleger durchaus relevant ist, so bleibt der erste und wichtigste Schritt im Portfolioaufbauprozess dennoch die richtige Asset-Allokation.

Rebalancing

Da verschiedene Portfoliopositionen im Laufe der Zeit auch unterschiedliche Renditen erwirtschaften, wird ein Portfolio wahrscheinlich irgendwann von der angestrebten Asset-Allokation abweichen. Wie die nachstehende Tabelle zeigt, steigt die Aktienquote eines global diversifizierten 50/50-Portfolios ohne Rebalancing irgendwann auf erhebliche 98%. Durch diese Gewichtungsverschiebung verändert sich auch das Risiko/Renditeprofil des Portfolios in einem Ausmaß, das mit den Zielen und Wünschen der Anlegerin oder der Anlegers womöglich nicht vereinbar ist. In dem Beispiel unten erzielt das Portfolio zwar eine geringfügig höhere Rendite, die Volatilität steigt jedoch deutlich von 9,7 auf 13,3%.

Vergleich zweier 50/50-Portfolios mit und ohne Rebalancing

Hinweise: Diese Tabelle stellt nicht die Rendite einer bestimmten Anlage dar. Das Beispiel geht von einem Portfolio bestehend aus 50% globalen Aktien und 50% globalen Anleihen bei Nominalrenditen US-Dollar ohne weitere Portfolioeinzahlungen oder -entnahmen aus; Dividendenausschüttungen werden in Aktien und Zinszahlungen in Anleihen reinvestiert, Steuern fallen nicht an. Alle Statistiken sind annualisiert. Aktien werden dargestellt durch den Standard & Poor's 90 Index (von 1926 bis zum 3. März 1957), den S&P 500 Index (vom 4. März 1957 bis 1969), den MSCI World Index (von 1970 bis 1987), den MSCI All Country World Index (von 1988 bis zum 31. Mai 1994) und den MSCI All Country World Investable Market Index (vom 1. Juni 1994 bis zum 30. September 2020). Anleihen werden dargestellt durch den S&P High Grade Corporate Index (von 1926 bis 1968), den Citigroup High Grade Index (von 1969 bis 1972), den Lehman Long-Term AA Corporate Index (von 1973 bis 1975), den Barclays US Aggregate Bond Index (von 1976 bis 1989) und den Barclays Global Aggregate Bond Index (USD Hedged, von 1990 bis zum 30. September 2020).

Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von FactSet.

Viele Anlegerinnen und Anleger fragen sich, wie häufig sie ihr Portfolio kontrollieren sollten, wie weit die Asset-Allokation von ihrer Zielstruktur abweichen darf, bevor sie zurückgesetzt werden sollte, und ob das Portfolio überhaupt regelmäßig zurückgesetzt werden sollte. Obwohl sich jede dieser Entscheidungen auf das Risiko/Renditeprofil eines Portfolios auswirkt, sind ihre Auswirkungen auf die risikobereinigten Renditen nicht sehr groß. Die Frage „wie oft, wie weit und wie viel“ ist also vor allem eine Frage der persönlichen Präferenz.

Ein quantitatives Modell zum Portfolioaufbau

Ohne Rebalancing kann das Risiko-Exposure steigen

73139 (70466)_1739_Chart_5.jpgDie Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.

Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von FactSet. Stand: 31. Dezember 2022.

Hinweise: US-Aktien, US-Anleihen und Barmittel werden dargestellt durch den S&P 500 Index, den Bloomberg Barclays US Aggregate Index bzw. den Bloomberg Barclays US 3-Month Treasury Bellwether Index.

Wie wir gesehen haben, sollten die persönlichen Ziele, die individuelle Risikobereitschaft sowie erwartete Renditen, Korrelationen und Volatilitäten in die Asset-Allokation einfließen. Daher stellt sich die Frage, ob sich die Asset-Allokation durch ein quantitatives Modell definieren lässt.

Das Vanguard Asset Allocation Model (VAAM), ein von Vanguard entwickeltes quantitatives Asset-Allokationsprogramm, tut genau das – und noch mehr. Die Renditeverteilungen werden von unserem Asset-Simulationsmodell, dem Vanguard Capital Markets Model (VCMM), generiert, das VAAM optimiert die Asset-Allokation auf Grundlage verschiedener Eingangsvariablen wie erwartete Rendite, Risiko, Ziele, Vorgaben und Risikotoleranz.

Das VAAM kann mit konzeptueller Präzision die Verteilung des Anlagevermögens auf verschiedene Vermögenswerte (aktive, Index- und illiquide Anlageinstrumente) erleichtern. So kann man die erwartete Rendite des optimalen Portfolios mit der RRR vergleichen und feststellen, ob das Portfolio zur Umsetzung der Anlegerziele geeignet ist. Ein Universalportfolio oder eine einheitliche Empfehlung gibt es im Rahmen dieses Modells nicht, weshalb das VAAM eine ideale Anwendung für personalisierte Beratung ist.

Ein solcher Portfolioaufbauprozess setzt aktive Risikotoleranz voraus, allerdings lässt sich das aktive Risiko durch angemessene Gewichtungsbeschränkungen reduzieren, die im Einklang mit den in diesem Artikel vorgestellten allgemeinen Diversifizierungsprinzipien stehen.

Zu den wichtigsten Vorteilen des VAAM-Modells gehören:

  • Der VAAM-Portfolioaufbau berücksichtigt ausdrücklich Risiko, Rendite und die persönliche Risikotoleranz.

  • Auf strategischer Ebene berücksichtigt eine VAAM-basierte Asset-Allokation das vorherrschende Marktumfeld und erleichtert die Strukturierung angemessener Portfolios mit langfristigem Anlagehorizont, die auf die Ziele (RRR) und die Risikotoleranz der Anlegerin oder des Anlegers abgestimmt sind.

  • Das VAAM ermöglicht eine systematische Aufteilung des Anlagevermögens auf passive, aktive und illiquide Anlagen mit dem Ziel, höhere erwartete Renditen anzustreben. So überwindet das VAAM die Probleme traditioneller Modelle, die die persönliche Aversion gegenüber aktivem Risiko nicht erfassen und Rebalancing-Annahmen treffen, die für illiquide Vermögenswerte nicht realistisch sind.

  • Auf Grundlage eines Total-Return-Ansatzes kann das VAAM dabei helfen, einkommensorientierte Portfolios, steueroptimierte Portfolios und ESG-Portfolios (Environmental, Social and Governance) im Rahmen eines kohärenten und präzisen Portfoliomodells zu strukturieren.

  • Die Vanguard Multi-Asset-Lösungen nutzen sowohl das VCMM als auch das VAAM und setzen die aus dem VAAM-Modell abgeleitete Asset-Allokation mithilfe kosteneffizienter Vanguard Indexfonds um.

Dies ist eine Zusammenfassung des Vanguard Framework for Constructing Globally Diversified Portfolios von Scott J Donaldson, Harshdeep Ahluwalia, Giulio Renzi-Ricci, Victor Zhu und Alexander Aleksandrovich, das im Juni 2021 veröffentlicht wurde. Die Studie aktualisiert eine frühere Version aus dem Jahr 2017, welche wiederum auf die 2013 veröffentlichte Studie „Vanguard Framework for Constructing Diversified Portfolios“ folgte. Alle Studien basieren auf Vanguard Untersuchungen, die erstmals 2007 unter dem Titel „Portfolio Construction for Taxable Investors“ von Scott J Donaldson und Frank J Ambrosio veröffentlicht wurden.

1Ibbotson, Roger G., und Paul D. Kaplan, 2000. Does Asset Allocation Policy Explain 40, 90, or 100 Percent of Performance? Financial Analysts Journal 56(1): 26–33.

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Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken

Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden. Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Anleger erhalten den ursprünglich investierten Betrag unter Umständen nicht in voller Höhe zurück. Es besteht das Risiko eines Totalverlustes.

Wichtige allgemeine Hinweise

Dies ist professionellen Anlegern vorbehalten und darf nicht an Privatanleger weitergegeben werden, die sich auch nicht auf dies verlassen dürfen.

Die hier enthaltenen Informationen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren in irgendeiner Gerichtsbarkeit zu verstehen, in der ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung rechtswidrig ist, oder gegenüber Personen, gegenüber denen ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung gesetzlich nicht gemacht werden darf, oder wenn derjenige, der das  Angebot oder die Aufforderung macht, dafür nicht qualifiziert ist. Die Informationen stellen keine Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Sie dürfen sich deshalb bei Anlageentscheidungen nicht auf den Inhalt verlassen.

Die hier enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Bildungszwecken und stellen keine Empfehlung und kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anlagen dar.

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