Hallo, ich bin Mohneet Dhir. Hallo, ich bin Andreas Zingg. In diesem Video geht es heute um die Bedeutung und die Anwendung von Portfolio-Rebalancing-Strategien. Mohneet, was ist Portfolio-Rebalancing?
Portfolio-Rebalancing ist ein Prozess, bei dem Sie die Wertpapiere mit der besten Performance in Ihrem Portfolio verkaufen und mit den Gewinnen Wertpapiere mit schlechterer Performance kaufen. Das klingt nicht gerade intuitiv, die besten Aktien zu verkaufen dann Wertpapiere mit schlechterer Performance zu kaufen? Ja, ich weiß, Rebalancing erscheint widersprüchlich, wenn man sich die eigentliche Beschreibung ansieht. Allerdings würden ohne Rebalancing die meisten Portfolios im Laufe der Zeit umgewichtet, wenn sich die Märkte bewegen. Betrachten wir zum Beispiel ein Portfolio mit 60% Aktien und 40% Anleihen im Jahr 2003. Nehmen wir also an, dass die Aktienquote 2003 60% beträgt. Wenn Sie seit dem bis 2021 kein Rebalancing vorgenommen hätten, wäre ihr Aktienanteil von 60% auf 80% angestiegen. Das Alles wegen reiner Marktbewegung. Und das ohne Rebalancing. Das ist also ein zusätzliches Risiko, das die Anleger eingehen würden. Und ich denke, es ist wichtig, daran zu denken, dass das Ziel des Rebalancing nicht darin besteht, die Gewinne zu optimieren. Es geht darum, das Risiko innerhalb des Portfolios zu steuern.
Alles klar, was sind die üblichen Vorgehensweisen? Welche Ansätze gibt es beim Rebalancing? Ja, genau. Es gibt also verschiedene Herangehensweisen. Die Erste ist die zeitbasierte, was im Wesentlichen bedeutet, dass man einen Zeitplan festlegt und nach diesem Zeitplan ein Rebalancing durchführt, sei es täglich, wöchentlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich. Das bedeutet, dass Sie in dieser festgelegten Frequenz ein Rebalancing vornehmen, unabhängig davon, ob Sie Cashflow erhalten oder wie weit Ihr Portfolio gedriftet ist. Der zweite Ansatz ist die Verwendung von Schwellenwerten, d. h. Sie legen einen Schwellenwert fest und sagen, wenn sich mein Aktienanteil im Portfolio von 60% um ein Prozent auf 61% oder 59% bewegt, werde ich mein Portfolio wieder auf sechzig Prozent umschichten. Das ist der reine Schwellenwertansatz. Der dritte Ansatz ist eine Kombination aus diesen beiden Ansätzen. Wenn Sie zum Beispiel jeden Tag eine Neugewichtung vornehmen, würden Sie prüfen, ob es an der Zeit ist, ein Rebalancing vorzunehmen. Aber Sie haben auch einen Schwellenwert eingebaut, d. h. wenn sich mein Portfolio um ein Prozent bewegt, würde ich es täglich überprüfen und dann wieder auf 60% zurücksetzen. Wahrscheinlich wird man selten noch öfters ein Rebalancing vornehmen, als auf Tagesbasis.
Sie haben also die drei Ansätze beschrieben, welcher ist der Beste? Die Forschung zeigt, dass keine der Methoden den anderen überlegen ist. Wichtig ist, dass Sie einen Ansatz wählen, der für Sie und Ihre Portfolios geeignet ist, und dass Sie ihn langfristig beibehalten. Das ist das Wichtigste daran. Um noch einmal auf meinen vorherigen Punkt zurückzukommen: Es geht um Risikomanagement, nicht um die Maximierung von Gewinnen. Das stimmt. Ich bin mir sicher, dass die Berater im Kundengespräch herausfinden können welche Anlageform am besten zu den Präferenzen der Kunden passt. Aber es ist wichtig, dass die Portfolios neu ausbalanciert werden.
Gibt es eine Art Faustregel, die wir den Beratern empfehlen könnten, einige Praktiken, die sie beim Rebalancing anwenden könnten? Absolut. Das erste, was ich sagen würde, ist, dass man bei der Neugewichtung darauf achten sollte, Cashflows zu nutzen, wo immer es geht. Wenn Sie z. B. täglich Nettozuflüsse erhalten, können Sie mit diesen Zuflüssen zunächst die untergewichteten Wertpapiere oder die untergewichteten Allokationen kaufen. Somit wären sie nicht gezwungen bestehende Allokationen zu verkaufen, um sie wieder auf den Zielkurs zu bringen. Wenn Sie Abflüsse haben, können Sie die übergewichteten Wertpapiere zuerst verwenden und aus diesen zuerst Geld abziehen, um die Abflüsse zu finanzieren. Das ist also der erste Punkt. Nutzen Sie Cashflows, wo immer Sie können, das wird Ihnen helfen. Und das führt mich zu meinem zweiten Punkt. Es hilft auch dabei, die Kosten zu minimieren, weil man dadurch auch die Transaktionskosten minimiert. Transaktionskosten sind sehr wichtig, denn wenn ein Anleger zum Beispiel über Schwellenwerte nachdenkt, ist es oft besser, wenn sein Portfolio von 60% auf 61% geht. Wenn der Anleger 60,5% Prozent tolerieren kann, kann das helfen, die Transaktionskosten zu begrenzen, anstatt den ganzen einen Prozentpunkt zu nehmen. Der dritte Punkt ist die Betrachtung aus steuerlicher Sicht, d. h., man sollte sich zuerst für das Konto mit dem Steuervorteil (v.a. relevant in Großbritannien) entscheiden, was natürlich die Steuerlast senkt, wenn man an eine Neugewichtung denkt. Diese drei Punkte sind meiner Meinung nach sehr wichtig. Und wenn die Anleger bei der Neugewichtung an diese Punkte denken und sicherstellen, dass sie sich insgesamt an den von ihnen gewählten Rebalancing-Ansatz halten, sei es der zeitbasierte, schwellenwertbasierte oder beide. Das ist das Allerwichtigste. Ich danke Ihnen. Ich sollte vielleicht noch hinzufügen, dass alle Multi-Asset-Lösungen von Vanguard, seien es Fonds, ETFs oder Modellportfolios, regelmäßig nach genau den Regeln, die Sie gerade beschrieben haben, neu gewichtet werden, um unseren Anlegern die besten Chancen auf Anlageerfolg zu bieten. Wir hoffen, dass Sie dieses Video hilfreich fanden. Vielen Dank und auf Wiedersehen.