Für die meisten Anlegerinnen und Anleger muss die Umsetzung langfristiger Ziele nicht schwer sein. Studien haben immer wieder gezeigt, dass eine strategische Asset-Allokation aus globalen Aktien und Anleihen bei einem langfristigen Anlagehorizont gute Erfolgsaussichten bietet.1
In diesem Artikel erläutern wir, warum eine strategische Asset-Allokation taktischen Ansätzen häufig überlegen ist und wie sie zur Umsetzung langfristiger Anlageziele beitragen kann..
Die strategische Asset-Allokation bezeichnet die überlegte Aufteilung des Anlagevermögens auf verschiedene Assetklassen mit dem Ziel, Risiken zu steuern und gleichzeitig ein konkretes oder weit gefasstes langfristiges Anlageziel umzusetzen, ebenso wie das regelmäßige Zurücksetzen des Portfolios auf die angestrebte Asset-Allokation (Rebalancing). Multi-Asset-Portfolios streuen das Anlagevermögen auf Wertpapiere mit unterschiedlichen Risiko- und Renditeprognosen und -merkmalen, um so Diversifizierungsvorteile* auszuschöpfen und Anlegerinnen und Anlegern zu helfen, ihre langfristigen Ziele zu erreichen.
Wir unterscheiden vor allem zwischen einer festen (statischen) Zielallokation mit konstanter Aktien-/Anleiheaufteilung und regelmäßigem Rebalancing sowie einer zeitvariablen (dynamischen) Allokation, bei der die Gewichtung der einzelnen Vermögenswerte im Laufe der Zeit immer wieder angepasst wird, um die Portfoliorenditen auf ein bestimmtes Ziel hin zu optimieren.
Die meisten Anlegerinnen und Anleger mit allgemeinen, langfristigen Wachstumszielen sind gut aufgestellt mit einer Asset-Allokation, die auf ihre Ziele, ihren Anlagehorizont und ihr Risikoprofil abgestimmt ist. Zum Beispiel könnte eine 80/20-Allokation mit einem Aktienanteil von 80% die richtige Wahl für Anlegerinnen und Anleger mit längerem Anlagehorizont und relativ hoher Risikotoleranz sein. Bei einer geringeren Risikotoleranz ist vielleicht ein 60/40-Portfolio mit einem Anleiheanteil von 40% die bessere Wahl.
Für Anlegerinnen und Anleger, die ein konkretes Ziel verfolgen, z. B. eine bestimmte jährliche Rendite oder eine maximale Volatilität, könnte eine zeitvariable Asset-Allokation eine Überlegung wert sein. In einer dynamischen Asset-Allokation wird die angestrebte Mischung von Vermögenswerten zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt anhand aktueller mittel- und langfristiger Renditeprognosen angepasst.
Portfolios mit dynamischer Asset-Allokation können unterschiedliche Renditen anstreben, zum Beispiel 4, 6 oder 8%, weshalb auch die optimale Asset-Allokation für jedes Portfolio anders aussehen kann. In diesem Beispiel würde das Portfolio mit einer Zielrendite von 4% im Vergleich zu anderen Portfolios mit höherer Zielrendite eine defensivere Asset-Allokation anstreben. Doch dynamische Allokationsstrategien eignen sich nicht nur für bestimmte Zielrenditen, sondern auch für konkrete Risikoprofile, die sich zum Beispiel durch eine hochriskante, moderat riskante oder konservative Asset-Allokation erreichen lassen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen konstanten und dynamischen Allokationsstrategien ist das Risiko, genauer gesagt die Art des Risikos, das Anlegerinnen und Anleger eingehen. Bei einer konstanten Asset-Allokation werden die Portfolios nicht an Veränderungen in mittelfristigen Kapitalmarktprognosen angepasst, was die Disziplin von Anlegerinnen und Anlegern in schwachen oder volatilen Marktphasen auf die Probe stellen kann. Beispielsweise kann eine deutliche Veränderung in den Zinserwartungen die mittel- und langfristigen Renditeprognosen erheblich beeinflussen und kurzfristig zu Volatilitätsausschlägen führen.
Dynamische Asset-Allokationsstrategien können sich an Veränderungen im Marktumfeld anpassen, sind jedoch mit aktivem Risiko in Form modellbasierter Veränderungen in der Asset-Allokation gegenüber einer statischen Benchmark behaftet. Vereinfacht ausgedrückt besteht die Möglichkeit, dass eine dynamische Strategie gegenüber einem Portfolio mit statischer Asset-Allokation Minderrenditen abwirft.
Doch egal ob statisch oder zeitvariabel, strategische Multi-Asset-Lösungen streben immer ein bestimmtes Risiko/Renditeprofil an, das im Einklang mit langfristigen Anlegerzielen steht. Wenn Beraterinnen und Berater die Stärken und Schwächen beider Ansätze kennen, können sie ihren Kundinnen und Kunden helfen, die passende Strategie für ihre Ziele und Lebensumstände auszuwählen.
Eine Alternative zu Multi-Asset-Portfolios ist taktisches Portfoliomanagement, wobei der Asset-Mix, anders als in einer strategischen Asset-Allokation, an kurzfristigen Marktprognosen ausgerichtet wird. Taktische Asset-Allokation soll vermutete Ineffizienzen oder vorübergehende Ungleichgewichte zwischen verschiedenen Asset- und Sub-Assetklassen ausschöpfen.
Taktische Allokationsentscheidungen mögen theoretisch gut geeignet sein, um ein Portfolio an Veränderungen im Marktumfeld anzupassen, lassen sich jedoch in der Praxis nur schwer konsequent umsetzen. Im schlimmsten Fall bringen sie Anlegerinnen und Anleger ihren Zielen nicht näher, sondern erreichen das genaue Gegenteil.
Markt-Timing ist nicht ohne Grund so schwierig. Betrachtet man die einzelnen Schritte einer taktischen Anlageentscheidung, dann fällt auf: Damit sie zum Erfolg führt, müssen Anlegerinnen und Anleger gleich fünf Mal richtig liegen. Sie müssen:
einen verlässlichen Indikator für kurzfristige zukünftige Marktrenditen richtig identifizieren;
eine bestimmte Assetklasse zum richtigen Zeitpunkt verkaufen;
zum richtigen Zeitpunkt wieder in den Markt einsteigen;
die Gewichtung der Allokation festlegen und die Transaktion bezahlen;
die Order so erfolgreich ausführen, dass der erwartete Nutzen die Kosten Transaktion übersteigt.
Doch Anlegerinnen und Anleger müssen nicht nur einmal in allen fünf Schritten richtig liegen, sondern immer wieder aufs Neue, denn nur dann erzielen taktische Anpassungen überhaupt eine – wahrscheinlich eher marginale – Wirkung.
Wie das nachstehende Diagramm zeigt, hätte eine Anlegerin, die wirtschaftliche Überraschungen stets richtig antizipiert, über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren eine Mehrrendite gegenüber einem statischen Portfolio (bestehend zu 60% aus US-Aktien und zu 40% aus US-Anleihen) von lediglich 0,2 Prozentpunkten erzielt. Hätte ein Anleger in 75% der Fälle richtig gelegen, wäre sein Portfolio nach 26 Jahren nur 252 US-Dollar mehr wert. Bei einer Erfolgsquote von 50% – was einem Münzwurf entspricht – stünde am Ende gar eine Minderrendite. Die Grafik zeigt die Wertentwicklung eines hypothetischen US-Portfolios auf Grundlage historischer Renditedaten. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Ergebnisse auch für europäische Anlegerinnen und Anleger relevant sind.
Wachstum von 1.000 US-Dollar basierend auf der Fähigkeit der Anlegerinnen und Anleger, wirtschaftliche Überraschungen vorherzusehen
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.
Hinweise: Als Näherungswerte verwenden wir den MSCI USA Index und den Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index. Das Diagramm zeigt die Wertentwicklung eines hypothetischen Portfolios mit einem Anfangssaldo von 1.000 US-Dollar vom 1. Januar 1992 bis zum 31. August 2018. „Wirtschaftliche Überraschungen“ sind definiert als signifikante Veränderungen in den Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft. Erwartet der hypothetische Anleger eine positive wirtschaftliche Überraschung, wird die Asset-Allokation auf 80% Aktien und 20% Anleihen umgestellt, erwartet er dagegen eine negative Überraschung, sinkt der Aktienanteil auf 40%, die Anleihenallokation steigt auf 60%. In den Szenarien werden keine Handelskosten berücksichtigt, ansonsten hätten die taktischen Portfolios noch niedrigere Renditen erzielt. Renditen in USD bei Wiederanlage der Erträge.
Quelle: Vanguard Studie „Heute hier, morgen weg: Wie sich unerwartete Wirtschaftsdaten auf Anlagerenditen auswirken“, November 2018. Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten des U.S. Bureau of Economic Analysis, des U.S. Bureau of Labor Statistics, Bloomberg und Refinitiv.
Selbst professionelle Fondsmanager tun sich schwer damit, den Markt richtig einzuschätzen, wie das nächste Diagramm anhand der Ergebnisse taktischer Fonds deutlich macht: Über einen Zeitraum von drei, fünf und zehn Jahren weisen taktische Fonds eine niedrigere Medianrendite aus als strategische Fonds, und das bei höherer Renditestreuung. Mit anderen Worten: Taktische Fonds gehen höhere Risiken ein als strategische Fonds – und liegen dabei oft falsch.
Verteilung der Renditen strategischer und taktischer Fonds über verschiedene Zeiträume
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge.
Quelle: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von Morningstar für den Zeitraum vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember 2023.
Hinweise: Das Fondsuniversum umfasst offene Multi-Asset-Fonds und ETFs mit Basiswährung Euro der Morningstar-Kategorien EUR Cautious Allocation Global, EUR Moderate Allocation Global, EUR Aggressive Allocation Global und EUR Flexible Allocation Global, die in folgenden Ländern zum Vertreib zugelassen sind: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien. Für die Berechnung wird jeweils die älteste Anteilsklasse des Fonds verwendet. Berechnung der Sharpe-Ratios auf Grundlage der annualisierten Risiko- und Renditezahlen in EUR. Der risikofreie Zinssatz entspricht dem EONIA-Zinssatz. Das Aktien-Exposure wird jeweils monatlich festgestellt.
Wegen der langfristig fundamentalen Bedeutung der Asset-Allokation gehört es wohl zu den wichtigsten Aufgaben von Beraterinnen und Beratern, die richtige Strategie für ihre Kundinnen und Kunden zu identifizieren.
Egal, ob sie sich für eine All-in-One-Multi-Asset-Lösung entscheiden oder die Portfolios ihrer Kundinnen und Kunden selbst strukturieren, die richtige Strategie hängt immer von den Zielen, dem Anlagehorizont und dem Risikoprofil ihrer Kundinnen und Kunden ab.
Eine statische strategische Asset-Allokation aus globalen Aktien und Anleihen, die ihrem Anlagehorizont und Risikoprofil entspricht, hat sich langfristig für die meisten Anlegerinnen und Anleger als gute Wahl herausgestellt. Für Kundinnen und Kunden, die speziellere Ziele verfolgen oder ein gewisses Maß an Modellrisiko tragen können, kann eine zeitvariable Asset-Allokation jedoch der bessere Weg sein.
Grundsätzlich gilt: Kundinnen und Kunden mit einem längeren Anlagehorizont sind häufig mit einem hohen Aktienanteil (80 bis 100%) besser bedient. Für diese Kundinnen und Kunden wäre sowohl eine statische Asset-Allokation mit entsprechend hohem Aktienanteil als auch eine zeitvariable Strategie mit hohem Aktien-Mindestanteil geeignet.
Bei einem kürzeren Anlagehorizont – wenn Kundinnen und Kunden zum Beispiel kurz vor dem Ruhestand stehen – ist ein Aktienanteil von 20 bis 40% womöglich angebrachter, denn hier sollten globale Anleihen den Großteil des Portfolios ausmachen.
Die strategische Asset-Allokation bezeichnet die bewusste Aufteilung des Anlagevermögens auf verschiedene Assetklassen mit dem Ziel, Risiken zu steuern und ein langfristiges Ziel zu erreichen.
Üblich sind vor allem die statische und die dynamische (zeitvariable) Asset-Allokation.
Taktische Asset Allokationsstrategien, die ihr Portfolio nach kurzfristigen Marktprognosen ausrichten, lassen sich nur schwer konstant erfolgreich umsetzen und haben langfristig schlechtere Ergebnisse erzielt als strategische Lösungen.
Eine feste (statische) Zielallokation eignet sich in der Regel am besten für allgemeinere, eine zeitvariable (dynamische) Alllokation dagegen für konkrete langfristige Ziele.
Damit eine taktische Anlageentschediung zum Erfolg führt, müssen Anlegerinnen und Anleger die Order so erfolgreich ausführen, dass der erwartete Nutzen die Kosten Transaktion übersteigt.
1 Siehe zum Beispiel Gary P. Brinson, L. Randolph Hood und Gilbert L. Beebower, 1995. „Determinants of portfolio performance.“ Financial Analysts Journal 51(1):133-8. (Leitartikel, 1985–1994).
*Der Diversifikationsvorteil, der sich aus Anlagen in verschiedene Assetklassen ergibt, wird meist anhand der Korrelation zwischen ihren Renditen gemessen. Eine hohe Renditekorrelation würde langfristig nur einen geringen Diversifizierungseffekt in einem Portfolio bedeuten, da sich Assetklassen mit hoher Korrelation tendenziell zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung bewegen. Eine geringe oder negative Renditekorrelation deutet auf höhere Diversifizierung hin, die zur Risikoreduzierung beiträgt. Dies gilt sowohl für Assetklassen als auch für Sub-Assetklassen. Höhere Diversifizierung führt in der Regel zu niedriger Volatilität.
Zum Beispiel ist die langfristige Renditekorrelation zwischen den globalen Aktien- und Anleihenmärkten seit Ende der Neunzigerjahre negativ, was die Nachfrage nach traditionellen Multi-Asset-Lösungen angekurbelt hat. Derartige Fonds werden manchmal auch als 60/40-Modell bezeichnet, da eine Mischung aus 60% Aktien und 40% Anleihen traditionell beliebt ist. Globale Aktien haben in der Regel den Großteil der Renditen in 60/40-Portfolios erwirtschaftet, globale Anleihen haben das Portfolio gegen Aktienmarktrisiken abgesichert und für laufendes Einkommen gesorgt.
Wir zeigen Ihnen, wie sie klare Anlageziele setzen, eine diversifizierte Asset-Allokation aufbauen, Kosten minimieren und Disziplin vermitteln können.
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Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken
Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden. Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Anleger erhalten den ursprünglich investierten Betrag unter Umständen nicht in voller Höhe zurück. Es besteht das Risiko eines Totalverlustes.
Wichtige allgemeine Hinweise
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