Tracking Error und Tracking Difference (auch Überschussrendite genannt) spielen eine wichtige Rolle in der ETF-Auswahl, insbesondere bei traditionellen Index-ETFs. Mithilfe dieser beiden Kennzahlen können Anlegerinnen und Anleger den richtigen Fonds für ihre Anlageziele finden. Die Tracking Difference misst die Abweichung der Wertentwicklung eines ETF von der seines Index über einen bestimmten Zeitraum. Zur Berechnung der Tracking Difference zieht man einfach die Gesamtrendite des Index von der Gesamtrendite des ETF ab. Die Tracking Difference kann positiv oder negativ sein und zeigt so Mehr- oder Minderrenditen des ETF gegenüber seiner Benchmark an. ETF-Anbieter definieren den Tracking Error unterschiedlich. Nach der formalen Definition entspricht der Tracking Error der annualisierten Standardabweichung der Tracking Difference. Die Tracking Difference entspricht dem Betrag, um den die Rendite eines ETF über einen bestimmten Zeitraum von der seiner Benchmark abweicht; der Tracking Error zeigt die Schwankungen der Tracking Difference an.
Ein Beispiel: Bei einem Tracking Error von 50 Basispunkten sollte die Tracking Difference des ETF etwa zwei Drittel der Zeit um höchstens 50 Basispunkte von der durchschnittlichen Tracking Difference abweichen. Ein niedrigerer Tracking Error zeigt geringere Schwankungen der Tracking Difference an. Wer langfristig eine möglichst hohe Gesamtrendite (Englisch: Total Return) anstrebt, sollte sich stärker an der Tracking Difference orientieren.
Steht dagegen Beständigkeit bei minimalen Schwankungen und kurzfristigem Anlagehorizont im Vordergrund, ist der Tracking Error das wichtigere Auswahlkriterium. In unserem hypothetischen Beispiel ist Fonds A trotz seines höheren Tracking Error wahrscheinlich besser geeignet für Anlegerinnen und Anleger, die vor allem auf ihre langfristige Rendite achten. Fonds B ist dagegen trotz seiner niedrigeren durchschnittlichen Rendite (höherer negativer Tracking Error) wahrscheinlich die richtige Wahl für Anlegerinnen und Anleger, die große Renditeabweichungen von der Benchmark vermeiden wollen. In der Praxis ist der Kompromiss zwischen Tracking Difference und Tracking Error womöglich weniger eindeutig.
Bei der Auswahl eines ETF sollten Anlegerinnen und Anleger daher auch andere Faktoren wie Asset-Allokation, Replikationsmethode und Kosten berücksichtigen. Welches sind die wichtigsten Einflussfaktoren von Tracking Error und Tracking Difference? In einer perfekten Welt würde wohl jeder ETF seinen Index ganz genau replizieren und ohne Tracking Difference und Tracking Error auskommen. In der Realität werden beide von vier Faktoren beeinflusst, die eine perfekte Indexreplikation unmöglich machen.
Gebühren, Managerkompetenz, Replikationsmethodik and Steuern. Gebühren belasten die Wertentwicklung und sind die Hauptursache für eine negative Tracking Difference. Anlegerinnen und Anleger sollten daher alle Gebühren eines Fonds genau überprüfen, also auch die Handelskosten, die nicht in den laufenden Kosten bzw. in der Gesamtkostenquote (OCF/TER) enthalten sind. In synthetischen ETFs fallen Swap-Gebühren an, die ebenfalls nicht in der OCF/TER enthalten sind.
Diese Kosten können schwanken und Tracking Error sowie Tracking Difference deutlich beeinflussen. Ein guter Indexfondsmanager weiß, wann vollständige Replikation möglich ist und wann Sampling oder Optimierung bessere Ergebnisse erwarten lassen. Außerdem muss ein guter Manager Änderungen in der Indexzusammensetzung, Gewichtungsanpassungen, Cashflows usw. richtig steuern können.
Die Replikationsmethode kann sowohl den Tracking Error als auch die Tracking Difference maßgeblich beeinflussen. Bei vollständiger Replikation fällt der Tracking Error in der Regel niedriger aus als bei Optimierung oder Sampling. Zuletzt spielen auch Steuern eine Rolle. Je nach Fondsdomizil können Quellensteuern auf Dividenden der Aktien im Portfolio des ETF, aber auch auf Ausschüttungen des Fonds selbst anfallen. Anlegerinnen und Anleger sollten diese Steuern bei der Analyse und dem Vergleich verschiedener Produkte beachten. Quellensteuern auf Dividenden werden aus dem Nettoinventarwert des ETF bezahlt und wirken sich daher direkt auf die Rendite des Fonds und auf seine Tracking Difference aus.