Die meisten der über 1.800 ETFs, die in Europa gehandelt werden, sind traditionelle Index-ETFs. Indexstrategien sind passive Anlagestrategien, die eine bestimmte Benchmark möglichst präzise abbilden sollen. Dazu investieren Indexfonds in alle oder eine repräsentative Teilmenge der Indexkomponenten. Mit diesen ETFs können Anlegerinnen und Anleger inzwischen in eine immer größere Zahl von Anlagestilen und Assetklassen investieren, darunter in zahlreiche regionale und globale Aktien- und Anleihenmärkte.
Einige diese ETFs streuen ihr Anlagevermögen so breit wie möglich, andere investieren ausschließlich in bestimmte Branchen. Einige Stil-ETFs sind auf Growth- oder Value-Aktien spezialisiert, andere auf bestimmte Marktkapitalsegmente. Internationale ETFs investieren global oder in bestimmte Länder oder Regionen. Letztens, mit Anleihen-ETFs können Anlegerinnen und Anleger ihr Exposure auf Duration, Kreditqualität und verschiedene Laufzeiten bestimmen.
Ein Index besteht aus Komponenten, die so ausgewählt werden, dass sie das Risiko-/Renditeprofil eines Marktes oder eines Marktsegments möglichst genau abbilden. Vanguard ist überzeugt, dass Indizes nach der Marktkapitalisierung ihrer Basiswerte konstruiert werden sollten. Komponenten nach ihrer Marktkapitalisierung zu gewichten, ist die gängigste Methode.
An kapitalgewichteten Indizes lässt sich jederzeit ablesen, wie der Markt zu diesem Zeitpunkt ein bestimmtes Unternehmen bewertet. In einem offenen Markt werden Wirtschafts- und Finanzinformationen sowie Unternehmensnachrichten, die eine oder mehrere Wertpapiere betreffen, sofort im Index wiedergespiegelt, da die Marktkapitalisierung aktualisiert wird.
Schauen wir uns einmal an, wie Index-ETFs ihre Benchmarks nachbilden. Für eine möglichst effektive und genaue Benchmark-Abbildung kommen in diesen ETFs vor allem drei Strategien zum Einsatz: vollständige Replikation, Sampling und Optimierung.
Beginnen wir mit vollständiger Replikation. Die gängigste Tracking-Methode ist die vollständige Replikation, wobei der Portfoliomanager alle Wertpapiere entsprechend ihrer Gewichtung im Index kauft. Dadurch bildet ein ETF nicht nur seinen Index relativ genau ab, sondern auch die wichtigsten Merkmale des Index. Vollständige Replikation wird häufig für konzentrierte Indizes mit liquiden Komponenten verwendet, etwa den S&P 500, den Euro STOXX 50 oder Staatsanleihenindizes.
Als Nächstes kommt das Sampling. Beim Sampling kauft der ETF-Manager nur eine repräsentative Teilmenge der Indexkomponenten.
Dieses Verfahren wird in der Regel für Indizes verwendet, deren große Zahl von Komponenten eine vollständige Replikation schwierig und kostspielig machen würde. Der Fondsmanager bildet dabei die Merkmale des Index anhand einer Teilmenge der Indexkomponenten möglichst genau nach. Für das Sampling werden die Indexkomponenten in kleinere Teilmengen mit unterschiedlichen Kernmerkmalen unterteilt.
Aus einer dieser kleineren Gruppen kann der Manager dann ein Wertpapier auswählen und entsprechend der Indexgewichtung dieser Gruppe in das Portfolio aufnehmen. Sampling kann daher die Abweichungen vom Index vergrößern. Die meisten Anleihenindex-ETFs bilden ihre Benchmarks durch Sampling ab, da die Anzahl der Emissionen und die schwache Liquidität einzelner Anleihen eine vollständige Replikation oft nicht umsetzbar macht.
Die dritte Option ist die Optimierung. Anstatt Wertpapiere aufgrund ihrer Merkmale in Gruppen einzuteilen, kommt dabei ein quantitatives Multifaktormodell zum Einsatz. Bei der Optimierung bestimmt ein Computer die optimale Portfoliozusammensetzung auf Grundlage historischer Preisdaten und Korrelationen der Indexkomponenten. Das Modell beruht auf historischen Daten und Faktoren, die sich im Laufe der Zeit ändern können. Daher kann eine Optimierung den Tracking Error erhöhen, im Gegenzug sinken häufig die Kosten.
Optimierung kommt in den meisten Aktien-ETFs zum Einsatz, die Indizes mit vielen Komponenten abbilden. Zum Beispiel der FTSE All-World Index.