Der Preis eines ETF liegt in der Regel nahe am Nettoinventarwert (kurz NAV) seiner Basiswerte. Aufgrund verschiedener Faktoren wie Handelszeiten und Marktliquidität kann der Marktpreis eines ETF jedoch von seinem NAV abweichen. Liegt der Preis eines ETF über dem Nettoinventarwert seiner Basiswerte, spricht man von einem Aufschlag.
Liegt der Preis eines ETF unter dem Nettoinventarwert seiner Basiswerte, wird der Fonds dagegen mit einem Abschlag gehandelt. Autorisierte Teilnehmer (abgekürzt als APs bezeichnet) tragen dazu bei, dass der Marktpreis des ETF in etwa dem Wert seiner Basiswerte entspricht. Bei deutlichen Auf- oder Abschlägen kann ein AP neue ETF-Anteile schaffen bzw. bestehende Anteile zurücknehmen und die Preisdifferenz zu seinem Vorteil nutzen. Über diesen Prozess gleichen APs das Angebot von ETF-Anteilen an die Nachfrage an, wodurch sich auch der Marktpreis des ETF wieder dem Kurs seiner Basiswerte annähert.
Welche Ursachen haben Auf- und Abschläge? Sie sind ein natürliches Ergebnis der Beziehung zwischen Angebot und Nachfrage nach ETF-Anteilen und den Basiswerten des Fonds. Doch auch zwei weitere Faktoren beeinflussen die Auf- und Abschläge: Erstens können höhere Kosten für den Kauf der Basiswerte auch zu höheren Auf- bzw. Abschlägen führen.
Werden die Basiswerte und der ETF an zwei verschiedenen Börsen mit unterschiedlichen Handelszeiten gehandelt, kann es zweitens zu Abweichungen zwischen den aktuellen und den veralteten Kursen kommen, was zu vermeintlichen Auf- oder Abschlägen führt. Bei einigen Assetklassen (z. B. bei Anleihen) sind die Auf- und Abschläge relativ groß und konstant, was vor allem an Abweichungen in der Preisfeststellung zwischen dem ETF und den Anleihen liegt.
Die Grafik zeigt, wie Unterschiede in der Preisfeststellung zu beständigen Aufschlägen bei Anleihen-ETFs führen können. Ein Beispiel: Der Marktpreis eines ETF auf US-Unternehmensanleihen, der an der London Stock Exchange notiert ist, entspricht dem Mittelpunkt des aktuell besten Geld- und Briefkurses um 16:30 Uhr Londoner Zeit, die Basiswerte von Vanguard ETFs werden jedoch nach ihren Geldkursen am Ende des US-Handelstages bewertet. Der Unterschied in der Preisfeststellung führt zu beständigen Aufschlägen, da der Mittelpunkt der Geld-Brief-Spanne des ETF in der Regel höher ist als der Geldkurs der Anleihen im Wertpapierkorb des ETF. Die Höhe des Auf- oder Abschlags hängt auch von der Nachfrage nach dem ETF im Verhältnis zur Marktentwicklung ab. Je mehr Anlegerinnen und Anleger den ETF kaufen wollen, desto höher ist der Geld-Brief-Kurs und damit auch der Mittelwert dieses Kurses, wie wir in der nachstehenden Abbildung deutlich machen.
Dies könnte zu einem höheren Aufschlag führen. Umgekehrt gilt auch: Wenn mehr Anlegerinnen und Anleger den ETF verkaufen wollen, kann der Aufschlag sinken und sich unter Umständen sogar in einen Abschlag verwandeln. Die Betrachtung von Auf- und Abschlägen kann etwas irreführend sein, zumal die Transaktionskosten bei ETFs transparenter sind als bei herkömmlichen Fonds. In turbulenten Marktphasen oder bei schwacher Liquidität
können sich die Geld-Brief-Spannen der Basiswerte ausweiten, zumal in volatilen Märkten die Kosten für den Kauf und Verkauf der Basiswerte steigen. Dasselbe Prinzip kann im Vergleich zu normalen Marktbedingungen zu höheren Auf- und Abschlägen führen. Will der Portfoliomanager eines herkömmlichen Fonds dieselben Wertpapiere handeln, muss er dieselben Transaktionskosten zahlen wie der ETF.
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Diese Kosten sind für Anlegerinnen und Anleger jedoch nicht in Echtzeit erkennbar, sondern werden nachträglich in den Nettoinventarwert eingepreist. Auf den Punkt gebracht: Auf- und Abschläge bei Anleihe-ETFs sind in erster Linie eine Folge der Externalisierung von Transaktionskosten und der Tatsache, dass die Preisfindung von ETFs im Vergleich zum NAV in Echtzeit stattfindet. Mehrere Punkte sind
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Unbekannt
zu beachten: Der Spread auf die Basiswerte hat erheblichen Einfluss auf die Auf- und Abschläge, da er für die Preisspanne des ETF maßgeblich ist. Ein paar Anmerkungen zu verschiedenen Assetklassen: Anleihen – Staatsanleihen sind in der Regel liquider und die Geld-Brief-Spannen entsprechend kleiner, weshalb Staatsanleihen-ETFs meist mit geringeren Auf- und Abschlägen gehandelt werden.
Unternehmensanleihen sind dagegen weniger liquide und die Geld-Brief-Spannen entsprechend größer und volatiler, weshalb auch Corporate Bond ETFs in der Regel mit höheren Auf- und Abschlägen gehandelt werden. Aktien – Bei Aktien mit großer Marktkapitalisierung sind die Spreads tendenziell geringer und die Echtzeit-Preistransparenz höher als bei Anleihen, weshalb Large-Cap-ETFs mit niedrigeren Auf- und Abschlägen gehandelt werden. Bei Aktien mit kleiner Marktkapitalisierung dagegen sind die Spreads und daher auch die Auf- und Abschläge von Small-Cap-ETFs tendenziell höher.